1. Karibische Träume in der Vorstadt


    Datum: 30.06.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... an den Esstisch. Moderne Einrichtung, ebenso nordisch kühl wie Sybilles und Elas Teint. Am Kühlschrank sind Zettel mit debil grinsenden Smiley-Magneten befestigt. Unbewusst starre ich Ela auf den Hintern. Flach und fest ist er. Dadurch wirkt sie noch einmal wie in die Höhe gestreckt, die flachen Backen scheinen ihre ausgesprochen schlanken Beine in der hautengen Hose nach oben zu verlängern.
    
    „Ist Sybille überhaupt da?" frage ich noch einmal.
    
    Sie atmet tief ein. „Mama ist seit einem Jahr nicht mehr da."
    
    „Was? Ist ihr was zugestoßen?"
    
    Ela schüttelt gerade so eben erkennbar den Kopf. „Nicht, dass wir wüssten." Sie blickt mich direkt an, prüft meine Reaktion. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. „Aber was ist dann los?"
    
    Sie lehnt jetzt mit dem Hintern an der Arbeitsplatte, verschränkt die Arme. Mein Unterbewusstsein notiert, wie die Arme dabei ihre Brüste einrahmen, sie ganz leicht anheben, als sie mit den Schultern zuckt.
    
    „Keine Ahnung. Nicht die geringste. Ein nichtssagender Abschiedsbrief und ein leer geräumtes Konto, mehr hat sie uns nicht hinterlassen. Seitdem keine Spur."
    
    Ich lehne mich im Stuhl zurück, blicke aus dem Fenster. Sybille, Sybille. Unglaublich. Ganz langsam formt sich in meinem Kopf ein Bild. Das hätte niemals erwartet.
    
    Ela stellt mir den Kaffee hin, gießt sich selbst ein Wasser ein und setzt sich zu mir. Auch im Sitzen ist sie noch größer als ich, es liegt also nicht nur an den endlos langen Beinen.
    
    „Und dein Vater?"
    
    „Papa kommt ...
    ... jeden Moment nach Hause." Versuch bloß keine komischen Sachen, heißt das. „Sie kennen Mama von früher?"
    
    „Ja." Ich lächele, als Erinnerungen in mir aufsteigen. „Damals warst du ... warte ... wie als bist du jetzt, wenn ich fragen darf?"
    
    „Zwanzig."
    
    „Dann warst du damals drei Jahre alt. Ein sehr süßes Mädchen." Und das bist du immer noch, aber wenn ich das sage, wirfst du mich bestimmt raus.
    
    „Und seitdem?"
    
    „Haben wir uns zu Weihnachten Postkarten geschrieben. Sonst nichts, aber das sehr regelmäßig."
    
    Ihre Augen leuchten plötzlich auf. „Sind sie der Architekt? Der immer Postkarten mit so modernen Gebäuden drauf geschickt hat?"
    
    Ich muss lachen. „Ja, ich hab's nicht so mit Weihnachtskitsch. Ich steh mehr auf so moderne Gebäude. "
    
    Sie wirkt plötzlich lebhaft. „Als Kind fand die immer voll doof. Das sind doch keine Weihnachtskarten! Und trotzdem habe ich immer drauf gewartet, dass wieder so eine kommt. Weil die eben so anders waren. Niemand sonst bekam solche Weihnachtskarten."
    
    Sie sieht mich jetzt ganz anders an. Als wenn die Wolken über dem Meer aufgerissen wären, und die Sonne schiene durch. „Das waren also immer sie? Diese ganzen Jahre?"
    
    „Peter. Wir kennen uns schon siebzehn Jahre, da können wir uns auch duzen, oder?"
    
    „Ela. Ach so", lacht sie, „Das weißt du ja schon. Aber trotzdem, ich verstehe das nicht. Nur Postkarten, Jahr für Jahr! Was war das denn für eine seltsame Freundschaft zwischen Sybille und dir?"
    
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. ...
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