1. Karibische Träume in der Vorstadt


    Datum: 30.06.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    Der Car-Port ist neu, der überdachte Eingang auch. Die Büsche im Vorgarten sind groß geworden, aber das Haus erkenne ich eindeutig wieder. Unschlüssig druckse ich vor dem Eingang herum. Was will ich hier eigentlich nach all der Zeit? Was sage ich, wenn sie die Tür öffnet?
    
    Das ist doch alles Quatsch. Ich gehe zu meinem Auto zurück, habe schon die Tür in der Hand, werfe beim Einsteigen einen letzten Blick auf das Haus. Einen Abschiedsblick. Ich verharre. Ach, Mensch, das ist doch auch Mist. Jetzt bin ich extra her gefahren, jetzt klingele ich auch.
    
    Diesmal also ohne Zögern zur Tür. Nur keine Pause, sonst ändere ich meine Meinung wieder. Rasch entschlossen auf die einzige Klingel gedrückt. Dann warten. Mir ist mulmig. Ich höre Schritte, die Tür geht auf und Sybilles Geist steht im Türrahmen.
    
    Nein, korrigiere ich mich sofort, nicht Sybilles Geist, sondern eine junge Frau, die der Sybille von damals sehr ähnlich sieht und die gleichzeitig ganz anders ist.
    
    „Ja?" Die Frage kommt fröhlich, offenherzig. Ich beruhige mich etwas.
    
    „Äh, ist Sybille da?"
    
    Ihr Blick verändert sich. Plötzlich liegt eine Weite und Tiefe darin, als würde sie aufs Meer hinausblicken. Die junge Frau, offensichtlich Sybilles Tochter, hat die nordische Schönheit ihrer Mutter geerbt. Beim Anblick des kleinen Näschens, der blassen Augen, der hellen, fast weißblonden Augenbrauen und Haare und der locker verstreuten Sommersprossen muss ich sofort an die Weite eines Nordseestrandes denken, mit ...
    ... Muscheln, Kieselsteinen und Fußspuren im weißen Sand.
    
    „Was wollen Sie denn von ihr?"
    
    Ich kann den Tonfall nicht deuten. Neugier, Skepsis, Ablehnung, Zärtlichkeit ... von allem ein bisschen liegt jetzt in ihrer Stimme, und noch etwas anderes.
    
    „Ich kenne sie von früher. Du bist die kleine Ela, oder?"
    
    „Manuela, ja." Sie ist irritiert. „Kennen wir uns?"
    
    Ich lächele. „Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein Kleinkind. Damals nannte Sybille dich Ela."
    
    „Meine Freude nennen mich immer noch Ela." Aber du bist nicht meint Freund, heißt das. Ich kenne dich nicht. Trotzdem habe ich irgendetwas in ihr berührt. Sie ist unsicher, was sie von mir halten soll, wie sie mit mir umgehen soll. Ich gebe ihr Zeit zum Überlegen.
    
    Wie alt ist sie jetzt? Noch ein Teenager oder schon nicht mehr? Sie ist sehr groß und schlank, ein paar Zentimeter größer als ich. Ihre Haare sind nach hinten gebunden, ein kurzes Knäuel weißblonder Locken schaut aus dem Haarband. Weiße Sneaker, enge Blue Jeans mit den obligatorischen Löchern an den Knien, eine eng geraffte weiße Bluse, die ihren Busen straff einpackt. Keine richtig großen, aber durchaus ordentliche Brüste.
    
    „Möchten Sie 'nen Kaffee oder so?"
    
    Aha, die Neugier hat gesiegt. „Ist Sybille denn da?"
    
    „Kommen Sie rein." Sie winkt mich ins Haus, geht vor mir durch den Flur in die Küche.
    
    „Wasser, Saft, Kaffee?", fragt sie.
    
    „Kaffee. Schwarz. Danke." Sie nickt, macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Ich setze mich ...
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