1. Vor der Kamera


    Datum: 12.12.2017, Kategorien: 1 auf 1,

    Als ich das letzte Mal meinen Personalausweis ansah, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass er in vier Monaten abläuft. So ging ich erst zum Friseur und dann zum Fotograf. Hoppla, das alte Fotogeschäft mit den vergilbten Fotos in der Auslage gibt es nicht mehr! Dafür steht nun "Yasmina-Foto-Studio" über der Tür und in den Auslagen bestaune ich Fotos vieler Menschen jeglichen Alters in guter Fotoqualität. Es hat sich wohl einiges in der Zwischenzeit getan, als ich das letzte Mal hier war. Guter Laune betrete ich den Laden. Gleich an der Tür hängt ein Schild "Geöffnet" an einer goldenen Kette. Beim Schließen bemerke ich auf der Rückseite des Schildes: "Sorry - Bin im Fotostudio". "Guten Tag. Womit kann ich Ihnen behilflich sein?" werde ich freundlichst von einer Dame hinter der Glastheke gefragt. Meinen Blick lenke ich in Richtung der Stimme und bin sprachlos: schulterlange schwarze Haare, leicht durcheinander, ein fesselnder Blick der dunkel geschminkten Augen mit grünen Pupillen unterstrichen mit einer kleine Nase. Dann dieser roter Mund mit einladenden Kusslippen und ihre Wangenknochen wirken leicht rötlich schimmernd. Das exotisch bedruckte Kleid das sie trägt mit einem vorderen tiefen Ausschnitt verhüllt ihren schlanken Körper von etwa 35 Jahren. Ich möchte lieber nicht sagen, womit sie mir behilflich sein könnte.... "Ich benötige ein paar neue Passbilder", bringe ich zaghaft hervor. "Schöne Männer fotografiere ich am liebsten. Möchten Sie die Bilder gleich zum ...
    ... Mitnehmen?" Hey, baggert sie mich etwa an? Also gut, bei so einer tollen Figur mit dem Aussehen lasse ich mich gern anbaggern. So beantworte ich ihre Frage mit: "Von Schönheiten wie Sie eine sind lasse ich mich gern ablichten. Ja, die Bilder sollte ich morgen früh gleich abgeben können." Peng, das hat gesessen. Dachte ich mir. Doch ohne mit der Wimper zu zucken sieht sie mir mit ihren giftgrünen Augen in die meinen und geht dann an mir vorbei und meint "kleinen Moment, bitte, ich bin allein im Laden" und dreht das Schild an der Tür um und schließt diese ab. "Oder haben Sie etwa Angst mit mir allein im Geschäft?" Und sie legt ihren Kopf leicht auf die Seite. "Wenn Sie keine haben ..." versuche ich zu kontern. Sie bittet mich nach hinten ins Fotostudio. Ich betrete einen Raum, der zur Hälfte gut ausgeleuchtet ist. An drei Kameras vorbei lotst sie mich auf einen hohen Barhocker. Ich setze mich hin, das linke Bein auf die Fußstütze, das rechte ausgestreckt auf den Boden. Sie geht weiter zur Wand und zieht verschiedene Hintergründe aus einem Regal und schiebt sie wieder hinein, bis sie einen passenden gefunden hat: einfarbig, ein ganz helles Creme. Sie kommt wieder an mir vorbei und streift wie zufällig mit ihrer Hand meinen Schenkel - oder doch mit Absicht? Sie hinterlässt eine Parfumwolke, die mich förmlich einhüllt und der Sinne beraubt. Ich atme ihren Duft tief ein und verinnerliche ihren Körpergeruch. Die Fotografin sieht von hinten in die Kamera, sieht wieder vor und meint: "Bitte ...
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