1. Wiener Geschichten 02 - Meisterstück


    Datum: 20.06.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... konnte durchaus noch gefeilt werden. Sie verschob es auf Morgen.
    
    Sie hatte es sogar vergessen, bis am Dienstag um 16 Uhr Maximilian wieder vor der Tür stand. Augenblicklich erröteten ihre Ohrläppchen und sie hoffte, er würde es nicht bemerken, denn sie hatte die Haare streng zurückgekämmt und als verschlungenen Dutt am Hinterkopf festgesteckt. Sie hatte sich vorgenommen, so sachlich wie immer zu bleiben. Was sie ihm vorschlagen würde, hätte nur mit der Musik und seinem Fortkommen als Künstler zu tun. Nichts mit den Gefühlen eines jungen Mannes und einer älteren Frau. Ihr Höschen wurde trotzdem feucht. Aber das durfte jetzt nichts bedeuten.
    
    „Maximilian, du bist mein begabtester Schüler. Ich werde dich solange unterrichten, bis du die Fertigkeiten besitzt, um in der Meisterschule von Professor Arnold aufgenommen zu werden. Von da an werden sich unsere Wege trennen."
    
    „Frau von Trotta, ich werde das nicht können!" Nicht wollen, wollte er sagen. Er würde nicht wollen, sie nicht wenigstens einmal in der Woche zu sehen. Nur einmal, was war das schon? Für ihn war es alles. An diesen Dienstagen wurde sie Fleisch und Blut. Wenn sie nur greifbar würde. Das war seine Fantasie!
    
    „Du übst und du spielst und du spielst und du übst. Und wenn ich mit dir zufrieden bin, werde ich dir die Onanie erlauben. Nicht vorher, nicht nachher. Die Stücke werden länger und schwieriger werden und ich werde keine Ausnahmen zulassen. Aber am Ende wirst du ein Meister sein. Vielleicht nicht nur ...
    ... am Klavier."
    
    „Ich kann... ich soll... ich darf...?" Maximilian stammelte, denn sein Kopf konnte das Gehörte noch nicht sortieren, um einen vollständigen Satz zu bilden.
    
    „Ja, du kannst dann abspritzen. Vor mir, für mich. Ich will es jedes Mal sehen."
    
    Sein Blut staute sich unter der Schädeldecke und im Unterleib rauschte der Samen. Was für ein Vorschlag! Was für eine Frau! So wie seine Blicke an ihrem Körper würden seine Finger an den Tasten kleben. Er würde sie blutig spielen. Es gäbe kein Stück auf der Erde, das er nicht bis zur Perfektion üben würde. Um ihr zu zeigen, was er konnte. Spielen und spritzen!
    
    Als er die Wohnung verließ, hielt er die Notenblätter von Beethovens „Mondscheinsonate" in der Hand. Vor Aufregung hatte er so sehr geschwitzt, dass sich im Hemd feuchte Ränder unter den Achseln bildeten. Er stotterte im Flur zum Abschied: „Bis Dienstag, in drei Tagen hab ich's drauf" und nahm vier Treppenstufen auf einmal.
    
    Er hatte sich getäuscht. Keine drei Tage, keine drei Wochen, ganze drei Monate sollte es dauern, bis Frau von Trotta erstmals ansatzweise Anerkennung zeigte. Zunächst kam er mit dem Pedal im ersten Satz nicht zurecht. Vor jeder Bassnote sei es von Neuem zu nehmen. Sie zählte mit. Nach drei Monaten und einer Woche kritisierte sie das Tempo, welches er nicht in durchgehend gemäßigtem Andante hielt, eine Woche später störte sie sein unpunktierter Rhythmus der Melodie. Es wurde unerträglich. Langsam glaubte er, sie hätte Freude daran, ihn zu ...
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