Wiener Geschichten 02 - Meisterstück
Datum: 20.06.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... vergangenen Wochen zwar regelmäßig zur Unterrichtszeit aus dem Haus gegangen, hatte sich aber auf der Straße herumgetrieben. Um wieder zu Frau von Trotta zu gehen hatte der Mut nicht gereicht. Diesmal aber hatte sie zwei Stunden vorher angerufen und seine Mutter gebeten, den Jungen eine Stunde früher zum Unterricht zu schicken. Maximilian hatte nur Fetzen des Gesprächs in seinem Zimmer mitbekommen. War das nur geschickt ausgedacht von Frau von Trotta, damit er die Stunde nicht schwänzen konnte? Oder hatte sie einen besonderen Grund genannt? Er erfuhr es nicht.
Entsprechend mulmig war ihm zumute, als er im vierten Stock der Millöckergasse die Klingel bei Frau von Trotta drückte. Sein Herz raste und die Kehle war so trocken, dass es ihm nicht gelang, den imaginären Kloß hinunterzuschlucken. Eine schweißnasse Hand hatte er Frau von Trotta zur Begrüßung gereicht und verschämt auf den Boden geblickt.
Sie ahnte, was in dem siebzehnjährigen Jungen vorging. Hatte sie sich doch selbst die größten Vorwürfe gemacht. Und dennoch hatte sie immer wieder diesen eindrucksvollen Augenblick repetiert, als Maximilian seine Gefühle nicht mehr beherrschen konnte und sich vor ihr entladen hatte. Wie sollte es weitergehen? Sie war eine seriöse, ältere Dame, der die Eltern ihre Kinder anvertrauten. Aber sie war auch eine Frau, die ihre sexuellen Sinne entdeckte hatte. Mit einem pubertierenden Jungen. War das zu verantworten?
Maximilian saß am Bösendörfer und hatte die „Kleine Nachtmusik" ...
... zu spielen begonnen, ohne ein Wort mit Frau von Trotta gewechselt zu haben. Als wäre nichts gewesen. Aber schon bei den ersten Sechszehnteln im Allegro verhaspelte er sich und stolperte weiter wie ein Anfänger von Takt zu Takt. Frau von Trotta nahm seine Hände von den Tasten, drückte sie an ihre Brust und schaute ihn an.
„Ich will, dass du ein großer Pianist wirst. Und ich will, dass du ein Mann wirst. Für das eine musst du üben, üben, üben. Und für das andere nicht mehr das tun, was du beim letzten Mal getan hast."
„Ich werde üben. Ich werde so gut spielen wie noch wie, das verspreche ich. Aber das andere kann ich nicht versprechen."
„Warum nicht?" Frau von Trotta ließ erstaunt seine Hände los.
„Weil ich in Sie verliebt bin!" Maximilian hatte tagelang mit sich gerungen, ob es wichtig und richtig sei, dies zuzugeben. Es war so, daran hatte er keinen Zweifel. Weil es Liebe sein musste, wenn schon ein simpler Gedanke an Frau von Trotta sein Glied zum Stehen brachte. Weil es bestimmt zu diesem Wort gehörte, dass ihm diese Frau die kühnsten Träume bescherte. Weil es der Grund war... Es gab viele Gründe zu wichsen. Er aber hatte nur diesen einen. Er hätte es nie gewagt, es ihr zu sagen, aber nun war es heraus. Weil er durch den Stoff der Kostümjacke ihren Busen wogen fühlte.
„Das geht nicht", antwortete sie barsch. „Für dich gibt es Mädchen deines Alters."
„Und wenn ich keines dieser Mädchen möchte? Weil ich nur für Sie etwas empfinde? Was ist dann?"
„Dann ist ...