1. Wenn die Nachtigall erwacht 13


    Datum: 20.06.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... mitgebracht hatte. Die schwarze Lederhose war im Stil einer Jeans geschnitten und saß stramm auf Miriams Hüften. Das weiße Oberteil mit den halblangen Ärmeln und einem großzügigen Ausschnitt hing locker auf ihren Schultern und endete knapp unter dem Hosenbund. Zufrieden schlüpfte sie in die schwarzen Pumps und ging ein paar Schritte auf den hohen Hacken.
    
    »Sieht scharf aus«, sage Sam, der mittlerweile Jeans und ein T-Shirt trug.
    
    *
    
    Die nachmittägliche Gelassenheit verschwand, als das Gesicht von Ellen Keens auf dem Bildschirm des Fernsehgerätes erschien. Miriam fühlte einen dumpfen Schmerz in der Magengegend. Sie setzte sich und machte den Ton lauter, um dem Nachrichtensprecher besser folgen zu können.
    
    »... der Antrag wurde im Senat abgelehnt. Somit darf die KeensLab Inc., die von der Wissenschaftlerin Ellen Keens geführt wird, ihr Forschungsprogamm fortfführen, ohne Details des Projektes offenlegen zu müssen. Senator Dowson hatte in einem Eilverfahren den Start der sogenannten Phase3 verhindern wollen. Der Senator sagte nach der Abstimmung: "Wir wissen nicht was Ms. Keens mit unseren Steuergeldern macht, aber sie hat offenbar sehr gute Freunde bei den Republikanern und im Verteidigungsministerium." Ms. Keens zeigte sich erleichtert über die Entscheidung. Sie sagte uns am Telefon, dass die Entscheidung gerade noch Rechtzeitig gefallen war, da Phase3 am kommenden Montag beginnen werde. Sie sagte wörtlich: "Sie und alle anderen Amerikaner werden davon nichts ...
    ... mitbekommen, da unsere Forschung völlig harmlos ist und Sicherheit bei uns an erster Stelle steht."«
    
    ‚Teufelsweib!', dachte Miriam, ‚du lügst so überzeugend, dass ich dir fast glaube.'
    
    Nach dem Bericht starrte Miriam noch einen Moment auf das Fernsehgerät, ohne dem Inhalt der nachfolgenden Sendung zu folgen. Für Miriam bestand die einzig Information darin, dass am kommenden Montag eine neue Phase begann. Was auch immer das bedeutete, sie hoffte, dass der Dom wieder eingeschaltet werden würde. Dadurch sollte sich dann auch der Dornenwall um den dunklen Wald lichten.
    
    Sie schaute Sam an, der ihr gegenüber auf einem Sessel saß. Sam kam es vor, als wäre er ein Fernsehgerät, dessen Inhalte Miriam nach Belieben abspielen konnte. Dennoch empfand er keine Furcht oder Scham dabei. Nach einigen Minuten standen Sam und Miriam zeitgleich auf. Miriam zog die Jacke an, die Sam für sie gekauft hatte. Er streifte sich eine Lederjacke über. Wortlos gingen sie zur Wohnungstür und liefen zu Sams Auto.
    
    Sam fuhr am frühen Samstagabend auf der Hauptstraße Richtung Innenstadt - er wusste ungefähr, wo Miriam hin wollte.
    
    »Wen willst du treffen?«, fragte Sam.
    
    »Den Vater deines besten Freundes«, antwortete Miriam und durchsuchte das Handschuhfach.
    
    »Mein bester Freund ist Buck - dann willst du Rick treffen?«, fragte Sam ungläubig.
    
    »Ja«, sagte Miriam beiläufig, sie hatte im Handschuhfach Kaugummis und einen Lippenstift gefunden. Von den Kaugummis nahm sie sich einen Streifen, den ...
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