1. Out of Africa - Teil 01


    Datum: 11.12.2017, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... schaffen.
    
    Schwitzend saß Tayo an einem der klobigen, schlecht zurechtgezimmerten Tische und starrte mit glasigen Augen auf die speckigen Spielkarten in seinen Händen.
    
    Auch diese Pokerrunde hatte ihm nichts als wertlose Karten beschert.
    
    Keine „Straße", kein „Drilling", nicht einmal ein „Paar" waren ihm an diesem Nachmittag geglückt. Die wenigen, lausigen Randscheine, welche er in der letzten Woche auf Droekraal mit mühseliger und schwerer Arbeit verdient hatte, strich sich ein Nigerianer mit überlegenem Grinsen ein. Es blieben nur noch ein paar wenige Münzen übrig, von denen Tayo seine fünf Brandy bezahlen und Njoki, die mit dem Baby auf ihn wartete, ruhig stellen musste.
    
    Mühsam erhob er sich von seinem Platz und schlurfte unsicheren Schrittes auf die Theke zu.
    
    Funani, eine nicht mehr ganz junge, füllige Lesbe mit kurz geschorenen Haaren war die Besitzerin des Pups. Sie mochte Tayo zwar auf eine mütterliche, besorgte Art, ahnte aber schon, dass er seine Rechnung wieder anschreiben lassen wollte.
    
    "Du kannst nicht immer trinken ohne zu zahlen, Tayo!", mahnte sie ihn wieder. „Ich brauche mein Geld, auch meine Kinder wollen essen."
    
    Tayo schaute betreten auf die schmutzigen Dielenbretter des Bodens.
    
    "Ich weiß und ich schäme mich, Funani. Aber die Arbeit auf der verdammten Farm ist hart, John schlägt uns, wenn wir etwas falsch machen, du kennst die Geschichten. Ich wollte ein paar Stunden an etwas anderes denken, die schmerzenden Knochen ...
    ... vergessen."
    
    Funani seufzte tief.
    
    Nur zu gut kannte sie die Schicksale der Landarbeiter in Leeudoringstad. Wie die meisten Schwarzen der Nord-West-Provinz mussten sie sich als Tagelöhner und Knechte bei reichen weißen Farmern verdingen und dankbar sein für einen lausigen Hungerlohn. Ihr Einkommen reichte lediglich für ein elendes Leben in den Blechhütten der Townships.
    
    "Also gut! Geh nach Hause und schlafe deinen Rausch aus. Aber nächste Woche zahlst du wenigstens einen Teil deiner Schulden. Versprich es!", mahnte Funani mit hochgezogenen Augenbrauen.
    
    "Ja, ja! Ich verspreche es dir!", lallte Tayo und stolperte umnebelt aus der windschiefen Tür der Spelunke, hinaus auf die staubige Straße.
    
    Er wusste, es wäre besser für ihn, jetzt nach Hause zu fahren, solange es noch Tag war und die öffentlichen Taxen fuhren. Aber er ertrug nicht die Gedanken an die stickige Hütte, den Lärm und den Gestank des Townships. Aber vor allem nicht an Njoki und ihr ewiges Gezeter. Er war sich sicher, gerade heute würde sie ihn wieder beschimpfen und ihm unterstellen, dass er sein Geld bei den Huren gelassen hatte, statt für sie und sein Kind zu sorgen.
    
    Njoki war oft blind von Hass auf alle Frauen, die Tayo auch nur ansah. Sie wusste, dass er sie nicht liebte und in seiner viel zu kleinen Hütte duldete, weil sie vor einem halben Jahr seinen Sohn geboren hatte. Eigentlich hätten sie nach der Tradition der Shona längst verheiratet sein müssen, aber Tayo konnte die Lobola in Höhe von 10 Ziegen nicht ...
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