Lena
Datum: 11.12.2017,
Kategorien:
Romantisch
... noch zu ihm kommen wollte, quasi noch eine Wiedergutmachung für seine Rettung abliefern wollte. "Ja, ist o,k. aber erst heute Nachmittag, ab zwei, gleich muss ich weg". "Ja, ist gut" brachte ich mit belegter Stimme mühsam hervor, "dann komm ich". Ich stürmte zu meiner Mutter ihr die frohe Kunde zu übermitteln. Zum Glück wurde mir auf dem Weg zu ihr klar, dass meine Euphorie völlig unangebracht erschien und versuchte erst einmal herunter zu kommen. "Dann wirst du aber nochmal dein Fahrrad stressen müssen, wir haben einen Termin und brauchen selber das Auto". Was soll's zur Not könnte ich ja auch laufen, schluckte ich gerade noch herunter und verschwand schleunigst.
Was war nur mit mir los? Ungeduldig wie vor der Bescherung am Heiligen Abend fieberte ich meiner Startzeit entgegen. X Mal zog ich mich um. Kurzer Rock, Spaghetti Hemd, Shorts T-Shirts in allen Variationen wurden probiert und verworfen. Wenn das so weiterging hätte ich bis heute Nachmittag alle in Frage kommenden Kleidungsstücke zerfleddert und nichts mehr zum Anziehen. Der Gedanke daran startete ein wohliges Prickeln in meinem Schritt...
Endlich war die Zeit reif. Zu früh wollte ich auch nicht kommen und ewige Warterei riskieren, andererseits steigerte sich meine Unruhe von Minute zu Minute ins Unerträgliche. Stolz auf mein Outfit, eine hauchdünne Seidenbluse mit einer locker gestrickten Stola darüber und weißen knallengen Shorts radelte ich los. Fast hätte ich noch den Rucksack mit Mamas Geschenk ...
... vergessen, als ich losfuhr. Die Wolken am Himmel hatten sich bedrohlich dunkel zugezogen, grummelnd türmten sie sich immer höher auf, die Luft war zum Schneiden dick, schwül. Keine hundert Meter vor Alains Haus dann der absolute Gau. Von einem Moment auf den anderen öffneten sich alle Himmelsschleusen schlagartig, einem Sturzbach gleich ergoss sich ein Wolkenbruch über mich.
Nach meinem Klingeln öffnete Alain zum Glück gleich, brachunvermittelt in schallendes Gelächter aus. "Hast du dein Shampoo vergessen" foppte er mich. Doch danach stand mir überhaupt nicht der Sinn. Alle meine Mühe, nur für ihn, dahin. Und dem Drecksack fiel nichts Besseres ein, als mich auszulachen Wütend riss ich meine vor Wasser triefende Stola herunter, schleuderte sie auf ihn. Platsch, Volltreffer. Nun war er fast genauso nass wie ich, doch fand er keinen Grund aufzuhören, mich auszulachen. Im Gegenteil. Ein schneller Schritt auf mich zu, ein kräftiger Griff, er hatte meine Hände fest gepackt und hielt mich vor sich fest. Wütende Blitze schleuderten meine Augen in seine Richtung, doch seine lachenden Augen wirkten so ansteckend, dass mein Zorn im Nu verflogen war. Beide lachten wir mittlerweile Tränen, beruhigten uns nur langsam.
"Darf ich dich jetzt loslassen, ohne dass du mich erschlägst"? "Versuch es doch einfach. Trau dich". Er ließ los, brennende Augen scannten meinen Körper. Meine sorgsam ausgewählte Kleidung verbarg nichts mehr, sie war praktisch nicht mehr vorhanden. Der Wolkenbruch hatte mich ...