1. The Dancer: Endlich


    Datum: 10.12.2017, Kategorien: Schwule

    Samstagmorgen.
    
    Es ist kurz nach zehn und die sommerliche Morgensonne scheint auf meine Bettdecke. Ich gähne einmal laut und strecke mich genüsslich, um mich dann aufzusetzen und meine Beine über die Bettkante zu schwingen. Meine Füße schmerzen, doch ich habe das angenehme Gefühl, etwas für meinen Körper getan zu haben. Das Tanzen belebt mich immer wieder aufs Neue und beschert mir einen Körper, der sich sehen lassen kann.
    
    Ich stehe auf und reibe mir die Augen. Dann wandere ich hinüber zum Fenster und stütze mich mit beiden Armen auf den Sims.
    
    Draußen ist schon einiges los, die Straße ist belebt und die alte Frau von nebenan gräbt ihre Beete um und rupft Unkraut.
    
    Ich lächle verschlafen.
    
    Auf dem Weg die Treppe hinunter erinnere ich mich an gestern, an Cameron, an seinen Körper, seinen Schwanz und das heiße Wasser auf seiner Haut.
    
    Ich habe mich noch nie zuvor so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt. Ich schwärme zwar für den ein oder anderen Jungen von meiner Schule, doch die sind mir alle zu jung.
    
    Es gefällt mir, wenn ein Kerl weiß, was er will und was er kann.
    
    Und genau so jemand soll mich möglichst bald entjungfern.
    
    Viele sagen immer, es wäre vollkommen okay, mit 18 noch Jungfrau zu sein, man solle sich Zeit lassen und nur mit jemandem schlafen, den man wirklich liebt. Anfangs fand ich das noch einleuchtend, doch inzwischen bin ich anderer Meinung. Ich habe keine Lust mehr, zu warten, auf den Einen, den Richtigen. Das dauert zu lang und ...
    ... deprimiert mich nur. Wenn ich also nicht so schüchtern wäre, hätte ich mich längst aufgemacht, um in irgendeinem Gay-Club jemanden aufzureißen, der mir meinen Wunsch erfüllen kann.
    
    Ich betrete die Küche und finde einen Zettel auf dem Küchentisch:
    
    „Ich muss heute arbeiten, räum bitte ein bisschen auf. Kuss, Mama."
    
    Sturmfrei. Find ich gut.
    
    Ich mache mir ein Sandwich und nehme es auf einem Teller mit in mein Zimmer.
    
    Bis zur nächsten Tanzstunde dauert es noch drei Stunden, ich habe also noch etwas Zeit um mein Frühstück in Ruhe zu genießen.
    
    Bei dem Gedanken an das bevorstehende Treffen mit Cameron fängt mein Bauch an zu kribbeln und ich seufze leise.
    
    Wie ich bereits sagte, ich werde mich beim Tanzen nicht mehr konzentrieren können.
    
    Drei Stunden später stehe ich wieder im Tanzsaal.
    
    Julia und Carine können nicht da sein, also sind Anna, Cameron und ich allein.
    
    „So ihr zwei, da die beiden anderen nicht da sind", -ich muss schmunzeln, da ihm die Namen offensichtlich wieder entfallen sind- „machen wir heute Pas-de-deux-Training." Cameron klatscht in die Hände. Wenn zwei Tänzer allein tanzen, der Mann die Frau hochhebt, sie dreht und trägt, nennt man das Pas-de-deux.
    
    Darauf habe ich so gar keine Lust.
    
    Ich will mich lieber von Cameron tragen lassen. Er könnte sich hinter mich stellen und mit seinen großen, starken Händen meinen unteren Brustkorb umfassen, mich fest packen und in die Höhe heben. Ich hätte hinterher rote Abdrücke an dieser Stelle und ich wäre ...
«1234»