1. Xara, die Kriegerprinzessin


    Datum: 10.12.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... sie wieder auf und lehnte sich zurück an den Wannenrand. Ihre ungebändigte Mähne umgab sie wie ein goldener Teppich auf der Wasseroberfläche.
    
    Genießerisch schwelgte sie in dem Wohlgefühl, das die Wärme in ihrem Leib und Geist auslöste. Sie lächelte still, als sie noch einmal an den Sänger dachte. Er war schmächtig gewesen. Und er hatte vor Schmerz geheult, als sie seinen Finger verbogen hatte, bis es knackte. Hinterher hatte er ihr leidgetan und sie hatte ihn in ihr Zelt gebeten, um sich zu entschuldigen.
    
    Er war so verängstigt gewesen, geradezu scheu, weil er befürchtet hatte, sie wolle ihm noch einmal wehtun. Deshalb hatte sie alles getan, um ihm die Angst zu nehmen, bemühte sich, freundlich zu sein. So ergab ein Wort das andere und eine Berührung die nächste. Zwar konnte er seine Hand wegen des kaputten Fingers nicht gebrauchen. Aber das machte er mit der Zunge mehr als wett, die er nicht nur zum Singen perfekt einzusetzen wusste.
    
    Auf das, was dann folgte, war sie nicht vorbereitet gewesen. Ihr eigener Körper hatte sie gewissermaßen überrumpelt. Ohne dass sie es aussprechen musste, verstand der Sänger, dass es ihr erstes Mal war, und er war überaus zärtlich und verständnisvoll. Am nächsten Morgen, als der Sinnesrausch verflogen war, drohte sie, ihm die Zunge heraus zu reißen, wenn er jemals ein Wort über diese Nacht verlieren würde. Er floh aus ihrem Zelt und sie sah ihn nie mehr wieder.
    
    Xara aber war zutiefst erschrocken über das, was geschehen war, und ...
    ... versuchte fieberhaft, sich an das zu erinnern, was ihr die weise Frau über den weiblichen Zyklus erklärt hatte, als sie ihn als junges Mädchen erstmals erfuhr. Sie musste als Prinzessin damals lernen, ihre fruchtbaren Tage auszurechnen, damit sie ihrem Gemahl möglichst bald nach der Hochzeit möglichst viele Kinder schenken könnte. Erleichtert war sie zum Schluss gekommen, dass die Nacht mit dem Sänger ohne Folgen für sie bleiben sollte.
    
    Dieses Wissen gab ihr Sicherheit und Selbstvertrauen. Sie begann, auf ihren Körper zu achten, um sich Männer in ihr Zelt zu holen, wenn ihr danach war und sie nicht befürchten musste, neun Monate später im Kindbett zu liegen. Nie zuvor hatte sie sich so frei und unabhängig gefühlt. Andererseits schwor sie sich, wenn jemals ein Mann sie gegen ihren Willen nehmen würde, dass er die längste Zeit ein Mann gewesen wäre.
    
    Die Erinnerung an den kleinen Sänger hatte ihr Blut schneller schlagen lassen. Wenn sie nicht in diesem weltabgeschiedenen Turm säße, wäre sie versucht, einen Mann abzuschleppen. Aus Gewohnheit rechnete sie im Kopf ihren Zyklus aus und musste grinsen. Selbst wenn ein Mann in der Nähe wäre, dürfte sie ihn heute nicht in ihr Bett lassen.
    
    Sie strich mit ihren Händen nach unten über ihren Bauch und spürte die durchtrainierten Muskelstränge unter der Haut. Weiter unten fuhren die Finger über kurze, kratzige Stoppeln. Es war mal wieder Zeit für eine Rasur. Sie stemmte sich aus dem Wasser hoch und angelte nach ihrem Dolch. Mit dem Daumen ...
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