1. Die Richterin Teil 5


    Datum: 29.05.2020, Kategorien: CMNF

    ... er einen neuen Versuch.
    
    "Maria, können wir nicht vernünftig miteinander reden? Herrgott noch mal, ich will Dir keine Vorschriften machen. Ich will doch nur wissen, warum Du auf einmal diese Heimlichkeiten vor mir hast. Warum hast Du mir nicht gesagt, dass Du was mit Drenker hast?"
    
    Maria hatte den Kopf gesenkt und schwieg. Dann richtete sie sich auf, schaute Martin ernst an und sagte "Ja, okay, ich treffe mich heimlich mit Drenker und wir vögeln miteinander. Keine Ahnung, wie es gekommen ist, ich find' ihn irgendwie geheimnisvoll und momentan kann ich nicht genug von ihm bekommen. Ich weiß, ich weiß," sagte sie, als sie merkte, wie Martin sie ungläubig ansah, "das klingt jetzt alles ziemlich unglaubwürdig, aber ist es Dir noch nie so ergangen, dass Du einem Menschen begegnet bist, zu dem Du dich auf unerklärliche Art hingezogen gefühlt hast."
    
    "Und Drenker soll so ein Mann sein?" Die Skepsis in Martins Stimme war nicht zu überhören. Maria antwortete nicht.
    
    "Und so ein Mann soll ausgerechnet Drenker sein", wiederholte Martin seine Frage. "Das ist doch völlig absurd, Maria. Das kannst Du mir doch nicht erzählen."
    
    "Aber es ist so, und ich kann es Dir nicht erklären, wieso und weshalb. Selbst wenn ich es versuchen würde, würdest Du es nicht verstehen", erwiderte Maria, die offenbar ihre Fassung wieder gefunden hatte.
    
    "Du meinst also, ich wäre zu blöd oder zu konservativ oder was auch immer. Schön, dass ich jetzt endlich mal erfahre, was die große Frau Richterin ...
    ... Bender tatsächlich von mir denkt. Klar, macht ja auch Spaß und ist prickelnd, sich während der Arbeit von seinem Referendar vernaschen zu lassen. Ist bestimmt gut fürs Ego, aber wenn's dann mehr werden soll, dann nimmt man doch lieber mit dem geheimnisvollen Angestellten aus der Poststelle vorlieb", fuhr Martin sie an, der seinen Zorn über Marias Ausflüchte nicht mehr zurückhalten konnte.
    
    "Also noch einmal, willst Du mir sagen, was hinter dieser ganzen Geschichte steckt?", fragte er sie und schaute sie eindringlich an.
    
    "Was ich Dir zu sagen habe, habe ich Dir gesagt", entgegnete Maria trotzig.
    
    "Ist das Dein letztes Wort?", fragte Martin.
    
    "Ja", sagte Maria.
    
    .........
    
    Nachdem sie sich von Martin verabschiedet hatte, saß Maria in ihrem Wagen und weinte hemmungslos. In was für eine Geschichte war sie da bloß hineingeraten, dachte sie verzweifelt, und wie soll es jetzt weiter gehen. Sie suchte nach einem Taschentuch, um sich die Tränen abzuwischen. Dann startete sie den Motor und fuhr nach Hause.
    
    Als sie angekommen war, goss sie sich in der Küche ein Glas Rotwein und setzte sich in das dunkle Wohnzimmer. Sie trank einen Schluck Wein, schloss die Augen und genoss die Stille und die Dunkelheit, die sich wie ein schützender Mantel um sie legten. Sie spürte, dass sie an einem Wendepunkt stand und sich entscheiden musste.
    
    Natürlich hatte Martin ihr nicht geglaubt, was sie ihm von der geheimnisvollen Anziehung, die angeblich von Drenker ausging, erzählt hatte. Aber ...
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