-
Der Künstler aus Martinique
Datum: 23.03.2020, Kategorien: 1 auf 1,
... zu spielen. Ich finde sie betörend schön und anziehend. Wenn ich sie schon früher gekannt hätte, hätte ich sie als Modell für den weiblichen Part dieses Ensembles gewählt". "Das ist überaus schmeichelhaft und ein schönes Kompliment. Aber woher wollen Sie wissen, dass ihr Urteil über mich auch dann noch so positiv ausfallen würde, wenn sie mich in ebensolcher Unverhülltheit wie ihre weibliche Skulptur sehen würden?" fragte ich ihn, mich selbst wundern über die Richtung, die dieses Gespräch schon zu diesem frühen Zeitpunkt unseres Zusammentreffens genommen hatte. "Ich weiss es nicht mit Bestimmheit, aber ich verlasse mich auf meine Intuition und Gefühl. Und beide sagen, dass sie auch in aller Natürlichkeit mindestens ebenso schön sind wie meine Skulptur dieser Frau. Darf ich Sie auf einen Drink einladen ?" gab er mir als Antwort zurück. Dabei bot er mir seinen Arm an , den ich möglicherweise ein bisschen zu schnell und gerne annahm, als es unter diesen Umständen schicklich gewesen wäre. Aber der Mann hatte mich mit seinem Aussehen, seinem Charme und seiner überaus starken Aura bereits in seinen Bann geschlagen. Wir gingen also zurück in den Vorraum und Juan holte für uns beide ein Glas Champagner. Ich bemerkte die eifersüchtigen Blicke einiger der anwesenden weiblichen Gäste, die wohl nur allzu gerne mit mir getauscht hätten und selbst mit diesem Mann ein Glas Champagner getrunken und sich angeregt unterhalten hätten. Im Laufe des Gesprächs erzählte mir ...
... Juan von sich , seiner Herkunft und von seiner Kunst. Er war 39 Jahre alt und gebürtig von der Insel Martinique. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und lernte frühzeitig sich im Leben durchzuschlagen. Schon bald erkannten er und seine Eltern, dass er gut malen und zeichnen kann. Dadurch konnte er sich im Hafen der Hauptstadt von Martinique etwas Geld verdienen, wenn die grossen Kreuzfahrtschiffe anlegten und die Touristen ihre Souvenirs und Andenken kauften. Juan verkaufte dabei dann Landschaftsbilder seiner Heimat oder portraytierte die Touristen live vor Ort. Das so verdiente Geld ermöglichte es seiner Familie die insgesamt 5 Kinder auf die Schule zu schicken. Dort wurde das Talent von Juan im alter von 12 Jahren von einem zufällig anwesenden Austauschlehrer aus Frankreich entdeckt und geförert. Dieser Lehrer sorgte letztlich dafür, dass Juan mit 18 Jahren nach Frankreich , nach Paris auf eine Kunstakademie gehen konnte. Schon bald feierte er erste kleine Erfolge auf verschiedenen Ausstellungen und konnte sich so sein Studium und seinen Lebensunterhalt verdienen. Der Erfolg wurde sukzessiv grösser und jetzt, mit Ende 30, war er einer der angesagtesten jungen Künstler Frankreichs, der angesehene internationale Ausstellungen bestückte. Auch finanziell war er gut gestellt und konnte sich einen Lebensstil leisten, der ihm rückblickend auf seine Kindheitstage als unvorstellbar erschien. Ehe wir es uns versahen waren zwei Stunden über unser ...