Erinnerungen 01
Datum: 18.03.2020,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
... Nein, es wäre nicht gerecht, ich weiß..." Er setzte zu einem leichten Kopfschütteln an, wollte sie auf keinen Fall zu irgendetwas gegen ihren Willen drängen, doch sie fuhr ungerührt, aber im selben schwermütigen Tonfall fort.
„Die Waldläuferinnen die du getroffen hast, waren wahrscheinlich ohne Ausnahme angesehene Frauen, die den ihnen gebührenden Respekt auch eingefordert haben. Es waren wahrscheinlich Frauen, die innerhalb meines Volkes eine höhere, also offizielle Position bekleidet haben. Der Rest bleibt normalerweise unter sich, innerhalb ihres Stammes."
Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie ließ einige Atemzüge verstreichen, bevor sie fortfuhr. „Genau genommen könntest du mich wahrscheinlich sogar als Stammesführerin betrachten." Sie sah, wie er leicht zusammenzuckte, was ihr bitteres Lächeln, welche sie wie eine Maske aufgelegt haben zu schien, noch eine Spur tiefer werden ließ. „Eigentlich habe ich jedoch keinen Stamm mehr, den ich führen könnte. Ich bin die letzte ... Jedenfalls aus meiner Familie, meinem ehemaligen Stamm."
„Oh...Tut mir leid...". Zu einer anderen Reaktion war er im Moment nicht fähig. Er unterhielt sich mit einer Stammesführerin der Waldläuferinnen als wäre sie eine der Söldnerinnen aus seiner Kompanie, sogar noch um einiges tiefgängiger, und fragte sie über ihre Vergangenheit aus. Es gab wirklich Dinge, die waren unwahrscheinlich und widerfuhren ihm trotzdem regelmäßig, aber das...
„Muss es nicht, es ist meine Vergangenheit ...
... und nur ich allein muss damit fertig werden, kein Anderer. Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du mich nicht wie eine Königin bedauern würdest, die gerade ihren Sohn verloren hat, sondern einfach so weiterredest wie bisher, vielleicht noch ein wenig offener... Behandele mich einfach wie eine normale Frau, die du in einer Taverne triffst. Bitte." „Nein!", widersprach er vehement. Einen Moment überlegte er, wie er es formulieren sollte, dann entschied er sich dafür, ihr gegenüber genauso offen zu sein, wie sie ihm.
„Ich werde deinen ... Stand meinetwegen außer Acht lassen, wenn du es willst, aber ich werde dich nicht wie eine normale Frau behandeln, die ich in der Taverne getroffen habe, weil..." Beinahe hätte er ihr gesagt, dass sie dafür zu bereits zu viel wusste, entschied sich dann aber gerade noch für eine bessere Formulierung, jedoch nicht ohne vorher noch einmal tief durchzuatmen. „Weil du die erste bist, der ich so viel erzählt habe. Weil ... ich durch dich wieder etwas gespürt habe, was ich seit Jahren ignoriert habe. Weil ... bei allen Göttern die ich kenne, weil ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder weiß, was Vertrauen heißt..."
Er wusste, dass er sich eben höchstwahrscheinlich um Kopf und Kragen geredet hatte und wie unglaubwürdig es klingen musste, wenn man eine quasi-Liebeserklärung von jemandem erhält, den man erst seit gut zwei Stunden kennt, aber er konnte nicht mehr. Sie hatte ihm mehr Vertrauen geschenkt, als er je von einer Person bekommen ...