1. Waschtag


    Datum: 11.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... ich komme wegen der Stelle als Waschfrau", rief ich geistesgegenwärtig, schlagartig erhellte sich das Gesicht der alten Frau, die sich als Oma Wettstein vorstellte und mich kritisch von Kopf bis Fuß musterte.
    
    "Sag' mal mein Kind, hast du schon mal als Waschfrau gearbeitet?", fragte Oma Wettstein ungläubig.
    
    "Äh nein, noch nicht aber ich weiß wie man eine Waschmaschine bedient", antwortete ich.
    
    "Also eine Waschmaschine habe ich nicht und ich habe auch keinen Strom um eine anzuschließen, gerade deshalb brauche ich ja eine Waschfrau", entgegnete die alte Frau.
    
    Jetzt war ich verwirrt, da ich aber bereits den langen Weg mit dem Fahrrad gefahren war und dringend Geld brauchte, ließ ich mich nicht abschütteln: "Sie können mir ja zeigen was ich zu tun habe."
    
    "Du bist ziemlich dünn, traust Du Dir denn die Arbeit zu?", fragte Oma Wettstein misstrauisch.
    
    "Ich kann arbeiten", entgegnete ich selbstbewusst.
    
    "Es wird schon irgendwie gehen, schließlich habe ich die Arbeit bis vor kurzem selber gemacht", meinte Oma Wettstein. "Komm erst mal herein, trink einen Tee und dann können wir anfangen."
    
    Ich folgte der alten Frau in die Küche, wo sie auf einem Gaskocher schnell eine Kanne Wasser zum Kochen brachte und mir einen Platz am Küchentisch anbot.
    
    In der Küche entdeckte ich, außer einem verstaubten Kofferradio, kein einziges elektrisches Gerät. Statt der normalen Küchenlampe gab es nur eine Campinglampe und außer einem Gaskocher konnte ich nur noch einen Kohleherd ...
    ... entdecken, wie ich ihn noch aus dem Haus meiner eigenen Großeltern kannte.
    
    Ohne viele Worte zu verlieren, stellte mir Oma Wettstein einen großen Becher mit kochendem Wasser auf den Tisch, in dem ein Teesieb mit duftenden Kräutern hing.
    
    Während ich wartete bis der Tee durchgezogen war, erzählte sie mir stolz von ihren Teemischungen die sie aus den verschiedensten Kräutern des Waldes zusammengestellt hatte. Früher währen die Leute sogar zu ihr gekommen, um das ein oder andere Mittel gegen ihre Zipperlein zu kaufen.
    
    Neugierig geworden, begann ich an dem Tee zu nippen, den sie extra für mich aufgesetzt hatte. Doch ich war ziemlich enttäuscht, weil er einfach nur nach grünen bitteren Blättern schmeckte. Ich wollte mir jedoch nichts anmerken lassen und nahm noch einen Schluck, um der alten Frau eine Freude zu machen.
    
    "Na mein Kind," fragte sie neugierig, "wie schmeckt's?"
    
    "Interessant" log ich und nahm einen weiteren Schluck von dem Gebräu das mir mehr und mehr zuwider wurde.
    
    "Trink ruhig, wenn es dir schmeckt", forderte Oma Wettstein mich auf.
    
    Ich hatte den Tonbecher fast geleert und wollte gerade noch einen letzten Schluck nehmen, um die alte Frau nicht zu enttäuschen, doch allein der Geruch war mir so zuwider, dass ich den Becher angeekelt absetzte.
    
    "Ist was Kind?", fragte Oma Wettstein besorgt.
    
    "Ich weiß nicht, vielleicht ist was mit dem Becher aber der Tee schmeckt irgendwie nach Seife", antwortete ich.
    
    "Wirklich nach Seife?", fragte Oma Wettstein, ...
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