1. Waschtag


    Datum: 11.03.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Ich weiß nicht ob es euch auch so geht, aber mein Geld ist meistens schon vorm Monatsende alle. Der Bankautomat zahlt zwar weiterhin aus, aber jeden Monat rutsch man tiefer in die roten Zahlen.
    
    Natürlich war mir klar, dass ich was dagegen tun musste, aber mit Harz IV kann man keinen richtigen Nebenjob anfangen, jeden Euro den man dazu verdient, wird einem sofort wieder abgezogen. Das Einzige was mir übrig blieb, waren kleine Gelegenheitsjobs die schwarz erledigte.
    
    Als ich mal wieder nach einem Putzjob in der Online Ausgabe der örtlichen Zeitung stöberte, fand ich eine Anzeige die gut zu mir zu passen schien:
    
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    Tüchtige junge Frau für einen Waschtag gesucht
    
    Ich bin eine ältere Frau und kann meine Wäsche nicht mehr selber besorgen, darum suche ich eine kräftige jungen Waschfrau, die das Waschen meiner Vorhänge, Kleidung und Bettwäsche übernimmt.
    
    Ich biete einer guten Wäscherin einen Stundenlohn von 10 Euro, besuchen sie mich bei Interesse in 34136 Leinau, Außerhalb 7 und bringen Sie viel Zeit mit.
    
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    Die Anzeige gefiel mir und nach einem kurzen Blick auf Google Maps, entschloss ich mich, einfach mal mit meinem Fahrrad rauszufahren und mir den angebotenen Job anzusehen.
    
    Ich wusste nicht im Geringsten was man von mir als Waschfrau erwartet würde, aber ich hatte mit meinen 21 Jahren schon einige Jobs hinter mir. Irgendwann hatte ich mal eine Ausbildung als Friseurin angefangen aber ...
    ... dann abgebrochen, weil ich mit dem Kellnern in einer Kneipe mehr verdiente.
    
    Nachdem der Chef versucht hatte mir an die Wäsche zu gehen, bin ich nach fast einem Jahr aus dem Laden rausgeflogen, seitdem hatte ich keine feste Arbeit mehr gehabt. Wie alle kleinen Mädchen habe ich früher davon geträumt, Modell oder Popstar zu werden aber mit meinen 1,72 Meter bin ich zu klein für den Laufsteg und singen kann ich auch nicht. Alle meine Freunde sagen, dass ich mit meinen langen dunkelblonden Haaren toll aussehe. Aber mir fehlte die Oberweite, um mit meinem Aussehen Karriere als Fotomodell zu machen und bevor ich als Wichsvorlage in Schmuddelmagazinen ende, bleib ich lieber bei Harz IV und einigen Nebenjobs.
    
    Nach einer viertel Stunde auf dem Fahrrad war ich an dem Haus bei Außerhalb 7 angekommen, es war ein kleines schlichtes Haus in dem früher mal ein Förster gewohnt hatte und an dem ich bei Ausflügen in den Wald schon öfters vorbeigefahren war.
    
    Wegen seiner abgeschiedenen Lage wurde es von allen nur das Hexenhaus genannt, tatsächlich wohnte dort nur eine alte Frau, die es von ihrem Vater geerbt hatte. Von außen wirkte das Haus etwas heruntergekommen, und ich wunderte mich nicht, dass das niedrige Gartentürchen entsetzlich quietschte als ich sie öffnete und das Grundstück betrat.
    
    Kaum hatte ich mein Fahrrad abgestellt und die Tür hinter mir geschlossen, als eine kleine Frau mit weißen Haaren aus dem Haus kam und mich misstrauisch ansah.
    
    "Mein Name ist Melitta Seifert, ...
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