1. Ein Besuch im Zoo


    Datum: 11.02.2020, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... alle Teilnehmer bei dem frisch renovierten Gehege. Damals war das Areal noch mit einem hohen Bretterzaun vor dem Publikum abgeschirmt. In einem Testwochenende sollte jeder noch einmal Gelegenheit haben, für sich selbst herauszufinden, ob er den Anforderungen gewachsen wäre.
    
    Zunächst galt es, sich von allem was an unsere Zivilisation erinnerte, zu trennen. Das bedeutete, dass sich alle ausziehen mussten. Meiner Frau und mir, als langjährige Saunagänger fiel das nicht schwer. Nachdem sich auch Hans und Anna, das jüngere Ehepaar, frei machte, war es für ihre Kinder das Normalste der Welt, sich ebenfalls auszuziehen. Auch die 10 jährige Annika und ihr 2 Jahre älterer Bruder Tommy legten ihre Kleidung gehorsam in den Wäschekorb, der später weggeschlossen werden sollte.
    
    Mit der 15 jährigen Caro Cramer gab es Probleme. Sie wollte sich nicht von ihrer modernen Kleidung trennen. Auf jeden Fall bestand sie darauf, dass sie unter ihrem kurzen Fellkleidchen Slip und BH anbehalten wolle. Meine Frau, Beate musste lange mit ihr reden, um sie zu überzeugen, dass sie, wie alle Anderen, keine neuzeitliche Kleidung tragen könne, wenn die Darstellung einer Steinzeitmenschensippe glaubwürdig wirken solle.
    
    Auch der 17 jährige Alexander hatte wohl Probleme, sich so freizügig zu zeigen. Die ein Jahr ältere Franziska hatte sich in der Zwischenzeit schon ein steinzeitliches Fellkleid übergestreift, dass durch seinen recht sparsamen Zuschnitt recht freizügige Einblicke erlaubte. Dies war ...
    ... Alexander nicht entgangen und schien ihn sehr zu erregen. Auf jeden Fall bekam er einen Ständer, was ihm sehr peinlich zu sein schien. Franziska fand es eher lustig und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, was Alex wiederum die Schamesröte ins Gesicht trieb.
    
    Irgendwann hatten es dann aber alle geschafft, sich von der Zivilisation zu verabschieden, Schmuck, Brillen und Uhren abzulegen und die raue, mit Tiersehnen grob zusammengenähte Fellkleidung anzuziehen. Wir bezogen unser Gehege und versuchten uns so behaglich wie möglich einzurichten. Ein sehr großes Problem war das Feuer. Eine Lunte mit Feuersteinen zu entzünden erwies sich als extrem schwieriges Unterfangen. Auch der Versuch, mit einem Holzstab durch Reibung eine Glut zu entzünden scheiterte kläglich. Wir beschlossen deshalb ein Bisschen zu mogeln. Wenn das Gehege offiziell eröffnet würde, sollten wir morgens vor Öffnung des Zoos eine ‚Urglut’ erhalten, aus der wir für den Tag ein Lagerfeuer entfachen könnten. Wir müssten dann nur darauf achten, dass die Glut im Laufe des Tages nicht erlischt. Zur Ernährung wurde uns Getreide überlassen, das die Frauen in Mörsern zu Mehl stampfen konnten. Zur Fleischversorgung sollten wir von einem Jäger erlegte Wildtiere wie Rehe und Hasen bekommen, die wir unter den Blicken der Zuschauer häuten, zerlegen und über dem Feuer braten könnten. Auch Eier sollten wir zur Verfügung haben. Um deren Herkunft für den Zuschauer nachvollziehbar zu machen wurden in unserem Gehege noch ein paar ...
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