1. Ein Besuch im Zoo


    Datum: 11.02.2020, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... Steinzeitmenschen live zu beobachten?
    
    Im ersten Schritt ging es darum, geeignete Kandidaten zu finden, die in dem Projekt mitarbeiten wollten. Auf eine Anzeige in einer überregionalen Zeitung gingen dann auch über eintausend Bewerbungen ein. Ich hatte mir ausbedungen, dass ich als Ideenbringer zusammen mit meiner Frau an dem Projekt teilnehmen dürfe. So mussten noch zehn weitere Kandidaten gesucht werden. Viele Bewerber glaubten zunächst, hier schnell und bequem Geld verdienen zu können. Als die Anwärter aber detailliert erfuhren, was von ihnen erwartet wurde, schrumpfte deren Zahl rasch zusammen. Die Bewohner der ‚Steinzeitwelt’ sollten sich aus allen Altersgruppen zusammensetzen. So blieben zuletzt zwei kleinere Kinder übrig, die sich völlig nackt im Gehege bewegen sollten. Im Sommer wäre dies von den Temperaturen auch ohne Probleme zu realisieren. Zwei älteren Kindern mit 10 und 12 Jahren gestanden die Organisatoren Schürzen aus Leder zu, ebenso wie einem 17 jährigen Jungen. Zwei Mädchen mit 15 und 18 Jahren sollten ein sehr knapp geschnittenes Fellkleid tragen, mit dem sie auch ihre Brüste gerade mal so verhüllen könnten. Ein 17-jähriger Jüngling durfte eine primitive Lendenschurz tragen, mit dem er sein Geschlecht bedecken konnte. Gehalten wurde diese nur von einer Lederschnur, die er sich um die Hüften binden musste.
    
    Die Eltern der beiden Jüngsten, ein Paar in den Dreißigern, das sich ebenfalls qualifiziert hatte, sollten Kleider aus Fell tragen, ebenso der 19 ...
    ... Jahre alte Daniel Beyer. Diese wareb recht großzügig geschnitten und erlaubten tiefe Einblicke.
    
    Für meine Frau und mich als ältesten Teilnehmer waren die gleichen Kleidungsstücke vorgesehen. Mit 62 Jahren sollte ich in der Gruppe das repräsentieren, was bei den Gorillas der Silberrücken darstellte, nämlich das Sippenoberhaupt, das Alpha Tier.
    
    An das Äußere der Teilnehmer wurden ganz bestimmte Erwartungen geknüpft. Die Männer durften nicht aussehen wie geschniegelte Bürotypen. Sie mussten etwas wildes und animalisches darstellen. Wilder Bart- und Haarwuchs war Pflicht!
    
    Auch die Frauen mussten jeglichen Schönheitsidealen unserer heutigen Zeit abschwören. Eine Haut mit Bikinistreifen war einfach nicht möglich. Auch Rasieren war während der Vorbereitungszeit nicht erlaubt. Die Haare unter den Achseln, an den Beinen und natürlich erst recht im Schambereich mussten wild wuchern um als Steinzeitweibchen glaubhaft zu wirken.
    
    Alle Teilnehmer mussten damit klarkommen, dass sie die drei Monate, die, die Aktion dauern sollte, keine Privatsphäre hätten. Alles würde öffentlich sein und Tausende von Besuchern könnten ihnen zusehen. Beim Essen, bei ihrer Arbeit, aber auch wenn sie ihr Geschäft verrichten mussten, würden sie beobachtet werden. Eine Toilette war in der Steinzeitwelt nicht vorgesehen. Es gab lediglich eine Kuhle, die von der Zuschauertribüne gut einzusehen war und die abends nach Schließung des Zoos von den Insassen selbst zu reinigen war.
    
    Mitte Mai trafen sich dann ...
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