1. Zweimal gelebt, zweimal gestorben 04


    Datum: 05.02.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... zusammen und schob dabei mit der anderen Hand das Gestell immer weiter runter. Es passte alles aufeinander und Viv sah zu ihm, um eine Bestätigung oder Lob zu bekommen. Es kam auch prompt.
    
    „Das ist das Dach von meinem Puppenhaus?", rief sie und strahlte.
    
    „Ja, Viv, dass ist es und du hast es selbst aufgerichtet. Jetzt kannst du Richtfest feiern.
    
    Äh, sag mal Viv, warum bist du eigentlich in die Werkstatt gekommen?"
    
    „Au ja, Richtfest beim Abendbrot. Das wird lustig"
    
    Ihr Vater sah sie an, lachte über die Verbindung der Frage mit der Antwort, ging um die Werkbank herum und wollte Vivienne gerade vom Hocker heben, als sie aufsprang, sich auf den Boden kniete, eine Bank mit den Händen machte und sagte: „Ich bin ein Haus, ich bin ein Haus"
    
    Ihr Vater stutzte und fragte: „Wieso bist du jetzt ein Haus?"
    
    Vivienne stand auf, stemmte die Hände in die Hüften, sah ihren Vater etwas gespielt erzürnt an, als ob er dumm wäre und sagte: „Mama hat gesagt, dass alle Menschen ein Gerippe haben und das Dach da hat auch ein Gerippe. Außerdem haben wir viele Zimmer in unserem Körper. Große und Kleine, abgeschlossene und offene in die jeder rein darf. Sie hat gesagt, dass ich bei ihr und bei dir in jedes Zimmer darf. Ihr dürft ja auch in alle meine Zimmer. Also bin ich ein Haus."
    
    „Ja, Viv, da hat Mama recht, so ist das. Wir sind alle Häuser. Alte und Junge. Du bist ein junges Haus."
    
    Er lächelte sie dabei an, hob sie auf seinen Arm und beide gingen durch die Tiefgarage nach ...
    ... oben, wuschen sich die Hände und betraten das Esszimmer, wo seine Frau schon seit einigen Minuten auf sie wartete.
    
    Sie wusste genau, wenn sie Viv den Papa holen lässt, dauert es eine Weile, weil Viv mit ihren fünf Jahren immer was zu fragen oder zu beobachten hatte.
    
    Vivienne hatte eine Begabung, die ihre Eltern schnell erkannten. Sie konnte Informationen in enormem Tempo aufnehmen, verarbeiten und zuordnen. Sie verband direkt oder indirekt alles zu einem Zweck. Ihre photographische und akustische Aufnahmefähigkeit grenzte an ein Wunder. Wo andere Ewigkeiten für brauchten, war sie in Blitzgedanken und -taten schon fertig. Alles in ihr schien aus Neugier geprägt und unkontrolliert in eine Explosion des Wissens und Könnens umfunktioniert zu werden. Dabei half ihr auch der Umstand, dass ihre Eltern kaum Schwierigkeiten mit ihr hatten und sie einfach machen ließen, damit Vivienne selbst Erkenntnisse und Erfahrungen sammelt und sich notfalls auch eine Beule holt, wenn was schief geht. So führte z. B. dieses Experiment mit dem Dach fürs Puppenhaus dazu, dass sie sich mit Hilfe ihrer Mutter nicht für Architektur interessierte sondern für die Anatomie.
    
    Ihre Eltern waren beide Architekten und Vivienne bekam bald mit, dass die von ihr so bewunderten Skizzen, Zeichnungen und Planungen von ihrer Mutter, und die von ihrem Vater dazu angefertigten Modelle, nur zwei mal tatsächlich als Häuser gebaut wurden. Vaters Werke wurden fast alle gebaut, brachten ihm viel Ruhm, Ehre und Geld ...
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