1. Der Klempner


    Datum: 05.02.2020, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... entleeren? Ist das auch ein vulgäres Wort? Natürlich nicht, sagen wir, das mit der Sprache ist sowieso alles Unfug, nicht die Worte sind unanständig, sondern die Dinge und Vorgänge, die sie bezeichnen sind es. Ah? Ist also Pinkeln als Vorgang, ist Pinkeln an sich schon unanständig? Tun wir also alle mehrmals am Tage unanständige Dinge? Tut Papst, tut Gott, nach dessen Ebenbild wir ja möglicherweise alle geschaffen sind, Unanständiges? Oder haben vielleicht Adam und Eva unanständige Dinge getan, bevor Satan, der Engel Gottes, sie ficken lehrte?
    
    Wohl kaum. Im Paradies konnte nach Lust und Laune gepinkelt werden, sonst wäre es ja kein Paradies gewesen. Zu was sonst hätte Eva denn ihre Pißnelke benützen sollen, wenn nicht dafür? Daß sie mit ihr auch was anderes tun konnte, erfuhr sie erst beim Baum der Erkenntnis, da hatte sie also ihre Möse schon, denn wie sonst hätte sie Adam dazu verleiten sollen, ihr seinen Schwanz reinzustecken?
    
    Ach, Paradies! Nichts außer Ficken war dort verboten, frau konnte pinkeln wie sie wollte und wann immer sie wollte. Doch das Paradies haben die beiden Neugierigen verspielt. Um den Preis des Fickendürfens verspielt. Sie dachten wohl, ein Paradies wäre erst dann vollkommen, wenn darin alles erlaubt und nichts verboten wäre. Ein folgenschwerer Irrtum. Um im Paradies zu sein, bedarf es Fickens nicht, Aria war eben dort gewesen. Sie war der lebende Beweis dafür, daß frau auch ohne diese vulgäre Vorgänge - oder sollte sie lieber ordinäre Dinge ...
    ... sagen? - ins Paradies gelangen kann. Durch ein bißchen Phantasie war sie dorthin gelangt. Und niemand hat ihr den Zugang verwehrt. Cherubim nicht und ihr Gewissen nicht. Freilich, sie standen da, die Cherubim, doch sie ließen sie anstandslos passieren, waren wohl nur hinter den Fickenden her. Einer mit blankem Schwert dastehende Cherub hat ihr sogar geholfen. Peitsche schwingend trieb er sie in den Garten Eden, ach, allein hätte sie kaum hineingefunden. Aus Dankbarkeit hat sie ihm sein Schwert saubergeputzt. Nach allem, was er für sie getan, war das das Mindeste, was sie für ihn tun konnte.
    
    Im Paradies zu sein war für Aria wie im Paradies zu sein. Doch aus der Sicht einer Sterblichen, die sie war, hatte selbst ein Paradies seine Tücken. Das mußte sie erfahren, als sie wieder zurückgekehrt war. Es ist seine Zeitlosigkeit, die gefährlich ist. Oder genauer, es ist der Verlust des Zeitgefühls, den jede Frau und - ja, sie will nicht so sein - jeder Mann dort erfährt. Einmal im Paradies angelangt, vergessen Menschen allzu leicht alles um sich. Auch Aria erging es nicht anders. Sie vergaß zu pinkeln. Obwohl sie es dort nachgewiesenermaßen jederzeit tun könnte! Niemand wehrt dort einer Frau, die gerade gekommen ist, zu pinkeln. Doch derselbe Cherub, der wohl nichts dagegen gehabt hätte, wenn sie vor himmlischen Wonnen auch gepißt hätte, hindert sie jetzt daran, eben dies vor den Toren des Garten Edens zu tun.
    
    Ach, was für ein Piß wäre das gewesen! Breit und dampfend käme der Strahl ...
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