1. Proterogania 05


    Datum: 30.01.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... dass daraus so eine große Sache wird.«
    
    Mit einer Hand voll zerdrückter Blumen vor den Lenden, erhob sich Olai und fragte Ijua: »kannst du mir mal den Morgenmantel holen, damit ich Niru wenigstens mit einem Hauch von Anstand zeigen kann, wo das Problem bei ihrer Zeichnung liegt?«
    
    In einem Morgenmantel nahm Olai mit Niru, Ariu und Ijua auf dem Sofa Platz und starrte zu dem mannshohen Display an der Wand. Er rief den digitalen Ausstellungskatalog auf und wählte Nirus Zeichnung aus, die mehrfach größer, als das Original, auf dem Display erschien.
    
    »Was fällt dir, abgesehen von dem Spiegelklischee, noch auf?«, fragte Olai Niru, die mit übereinandergeschlagenen Beinen aber außer ihren High Heels nackt, neben ihm saß. Niru zuckte ahnungslos mit den Schultern und Olai zeigte auf das Display: »die Perspektive des männlichen Gesichts ist nicht richtig gewählt, während der Rest realistisch wirken will, bekommt es dadurch einen surrealen Anklang, der überhaupt nicht passt.«
    
    »Gehe mal davon aus, dass die Perspektive stimmt und schau es dir noch einmal an«, sagte Niru angespannt. Nach einigem Grübeln sagte Olai: »es ist kein Spiegel. Die Frau sieht sich selbst als Mann durch ein Fenster.«
    
    »Ich habe es auch als Spiegel aufgefasst«, gestand Ariu betroffen.
    
    »Das hast du mir aber nie gesagt«, merkte Niru an, »mich hat bisher noch nie jemand zu meiner Zeichnung gefragt. Und es ist auch kein Fenster, also nicht nur, sondern es ist eine Tür, mit einem großen ...
    ... Sichtfenster.«
    
    »Die Schulterhaltung der Frau«, hauchte Olai ergriffen. Obwohl die Arme der Frau nicht auf der Zeichnung dargestellt waren, erkannte er an der Schulterhaltung, dass sie nach etwas greifen wollte und interpretierte es: »sie zögert noch, die Tür zu öffnen, um den Mann in ihr Leben zu lassen.«
    
    Niru nickte und schaute dann zu Ariu: »ich wollte diese Andeutungen noch besser herausarbeiten, aber Ariu meinte, dass es in diesem unfertigen Zustand bleiben sollte.«
    
    »Weil es einen unfertigen Lebensabschnitt darstellt«, sagte Olai zustimmend.
    
    »Aber scheinbar habt ihr alle nur Klischees im Kopf und steckt meine Zeichnung gleich in diese Schubladen«, sagte Niru trotzig. Ariu ging vor ihr auf die Knie, nahm ihre Hände und sagte: »Es tut mir leid, dass ich dir gestern Abend den Mund verboten habe, du hättest es öffentlich klarstellen können.«
    
    »Da hätte ich nicht den Mut gefunden, mich mit den Kritikern anzulegen. Jetzt ist sowieso alles scheißegal«, sagte Niru und schlang ihre Arme um Arius Nacken, »lasse uns die letzten Tage genießen, bis das Schiff kommt.«
    
    »Was denn für ein Schiff?«, fragte Olai. Ariu erzählte ihm eine Zusammenfassung der letzten Monate und offenbarte seinen Plan, Niru durch eine Auszeichnung als Künstlerin, vor dem Einzug beim Militär zu befreien.
    
    »Das hätte ich besser nicht hören sollen«, sagte Olai, »aber es ist noch nicht alles scheißegal, denn die geheime Abstimmung der Jury erfolgt erst in ein paar Stunden und ich glaube, ich kann bis dahin, noch mit ...
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