1. Das Recht der Sieger


    Datum: 26.11.2017, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Das splitternackte Mädchen steht allein mitten im Raum. Die Männer stehen auf und bilden einen Halbkreis um sie und der Ranghöchste führt sie zu seinem Fauteuil und setzt sie nackt auf seinen Schoß. Alle Anwesenden wissen, daß das Mädchen ihre Beute für diesen Abend werden wird!
    
    14. Juli in Paris auf den Champs-Élysées. Die Stadt der Liebe und des Lichts feiert den Sturm auf die Bastille. Allons enfants de la patrie ...
    
    Die große Militärparade ist vorbei, jetzt gehört der Boulevard den Fußgängern, die Arm in Arm im milden Abendlicht unter den alten Bäumen promenieren. Die Plätze sind mit bunten Lampions geschmückt, in den Pavillons spielen Militärkapellen.
    
    "Was für ein buntes, friedliches Bild! Aus einem kriegerischen Anlaß feiern und tanzen die Menschen hier ausgelassen miteinander. Es ist fast wie bei uns: das beste an der Armee sind doch die Galauniformen und die Militärmusik", meine ich heiter zu meiner Begleiterin.
    
    "Da hätten sie diese Etablissements erst früher sehen müssen, Monsieur", schaltet sich eine zierliche, sehr alte Dame in das Gespräch ein. "Hier waren die wichtigsten Offizierskasinos und jeden Sonntag haben die Mädchen mit den Herren ausgelassen gefeiert. Im Krieg meine ich."
    
    "Sie waren damals schon in Paris, zur Zeit der deutschen Besatzung? Können sie daher so gut deutsch?", frage ich neugierig. "Das ist ja doch ungewöhnlich hier in Frankreich!"
    
    "Ich komme aus Bukarest, Monsieur. Deutsch ist meine zweite Muttersprache. Ich lebe seit 1940 ...
    ... in Paris", erwidert die Dame, die sich sichtlich freut auf deutsch über ihre Jugend sprechen zu können.
    
    "Wie interessant. Darf ich Sie vielleicht auf einen Tee oder eine heiße Schokolade einladen und Sie erzählen uns ein wenig?", schlage ich vor.
    
    "Avec plaisir, Monsieur", akzeptiert sie die Einladung und wir setzen uns an einen Gartentisch unter einer mächtigen Platane. Wir halten mit Bedacht ein wenig Abstand zur Musikkapelle, damit wir uns in Ruhe unterhalten können.
    
    Kaum hat der Oberkellner die Getränke gebracht, beginnt die alte Dame ihre Geschichte zu erzählen.
    
    "Zusammen mit zwei französischen Freundinnen habe ich im Krieg drei Jahre lang ein kleines Hotel in der Bretagne geführt, an der Küste in der Nähe von Lorient. Dort hat es einen der großen deutschen U-Bootstützpunkte gegeben, man kann heute noch die meterdicken Betonbunker sehen, die sind nämlich so gut wie unzerstörbar. Unser Hotel existiert auch noch immer. Es ist ein schmuckes einstöckiges Gebäude mit einem kleinen Garten auf einer Klippe mit einem fantastischen Blick auf den Atlantik.
    
    Das Hinterland der Flottenstützpunkte hat man U-Bootweiden genannt. Nach jeder Feindfahrt hat man den erschöpften Besatzungsmitgliedern einige Tage Urlaub gegönnt. Die Offiziere sind in Hotels wie dem unseren einquartiert worden. Natürlich haben die Männer ausgelassen gefeiert, getrunken und geliebt. Die Chance, daß die nächste Ausfahrt die letzte sein könnte, ist mit jedem Kriegsmonat angestiegen. Zum Schluß sind ...
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