1. Die Kunst, eine Affäre zu vermeiden


    Datum: 13.01.2020, Kategorien: Humor

    ... in
    
    eine ruhige Ecke (die es in diesem Haus einfach nirgendwo gab)
    
    zu ziehen, um ihn in die Arme zu schließen und ihm endlich, endlich alles zu erklären, war so stark, dass sie lieber raus
    
    gegangen war.
    
    Am Schreibtisch sitzend, schüttelte sie impulsiv den Kopf.
    
    Es war genauso seine Schuld. Er MUSSTE das doch verstehen!
    
    Wenn er nur wüsste, wie sie wirklich war...
    
    Ach, wenn es ihn doch interessieren würde!
    
    Doch da war die Gefahr, groß, dunkel, bedrohlich.
    
    Wenn davon irgend etwas rauskommen würde...!
    
    Wenn je seine Frau hier auftauchte... niemand würde was merken-
    
    aber sie garantiert! Und damit wäre sie dann wohl ihren
    
    Job los. Und das zurecht.
    
    Man spannte keine verheirateten Väter aus, noch nicht einmal
    
    unabsichtlich. Nein.
    
    Der niedrigere Testosteron-Spiegel im Blut der Frau setzte
    
    sie immer ins Unrecht. Jedenfalls, sobald sie erwachsen genug
    
    war, zu wissen, was sie da tat.
    
    Und sie wusste es. Jetzt war sie fertig mit Einschreiben.
    
    Automatisch ging sie wieder nach drüben.
    
    Ihr Chef und Jörg, ihr Kollege, saßen noch immer ziemlich
    
    bequem in der Runde, je links und rechts neben sich die
    
    meist schlafenden Bewohnerinnen.
    
    Sie schlich sich von hinten an eine Dame im Rollstuhl an.
    
    Jörg erkannte ihr Vorhaben und grinste gutmütig.
    
    Ihr Chef blickte- absichtlich, wie ihr schien, woanders hin.
    
    Sie piekte die süße kleine Frau ein bißchen in die Rippen,
    
    und sie lachte.
    
    Der gesamte Raum war inzwischen aufmerksam ...
    ... geworden- bis auf
    
    ihn.
    
    Ach mensch, wie sollte er sich denn auch verhalten. Ihm ging
    
    es doch genauso.
    
    Es war aber auch blöd, dass er ausgerechnet ihr Chef war!
    
    Erstens hasste sie nichts mehr als Kollegen, die alles weiter
    
    trugen. Das heißt, sie musste manchmal einfach gegen ihn arbeiten. Und sie war ja auch nicht immer seiner Meinung.
    
    Das würde sich auch nie ändern. Trotzdem machte es sie traurig,
    
    dass sie ihm manches einfach aus kollegialem Zusammenhalt nicht sagen konnte. Zum Beispiel, warum Mandy heute so still gewesen war. Gleichzeitig hatte sie den Eindruck gehabt, alle hintergangen zu haben. Sie hatte ihn den ganzen Vormittag nicht ansehen können, so mies fühlte sie sich. Weil sie Mandy die unangenehme Wahrheit ins Gesicht gesagt hatte.
    
    Jetzt kam sie in die Runde, setzte sich auf einen freien Stuhl.
    
    „Oh, ich bin auf einmal müde! Irgendjemand hat mir die Energie
    
    entzogen!“ Dabei sah er sie an, und ihr fiel, wie immer, erstmal
    
    nichts darauf ein. Doch dann blickte sie auf die magere,
    
    schwerst demente Frau neben sich. Diese redete kaum, lief
    
    viel umher und zog meistens ein finsteres Gesicht.
    
    Sie machte eine eindeutige Bewegung in ihre Richtung.
    
    „Mrs. Z. Ist ein unglaublicher Energiekiller“ murmelte sie.
    
    Er verstand nicht gleich, zumindest nicht mit dem Kopf.
    
    „Na, Mrs. Z.! Wenn ich sie hab, bin ich hinterher total im
    
    Eimer.“
    
    Sie spürte seinen faszinierten, aufmerksamen Blick auf sich.
    
    Warum konnte nicht alles ganz ...