Geht es Nur Mir So?
Datum: 25.12.2019,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
Ist das Schreiben erotischer Geschichten vergleichbar damit, anderen beim Sex zuzusehen?
Geht es nur mir so, oder ist es ein allgemeines Phänomen, dass das Schreiben erotischer Geschichten erheblich stimulierender ist, als solche Geschichten zu lesen? Zumindest wandern meine Gedanken beim Schreiben immer ab und ich verliere mich in den geistigen Bildern, die ich in meinem Innern heraufbeschwöre. Zumindest bei den Passagen, in denen nicht die „Technik" im Vordergrund steht. Wenn ich nur Andeutungen mache und sexuelle Handlungen anreiße oder unvollständig stehen lasse, ist meine Phantasie deutlich aktiver, bunter und blumiger.
Daher schreibe ich mittlerweile ausschließlich für mich selbst. Weshalb ich dann auf Literotica veröffentliche? Ebenfalls nur für mich. Tatsächlich gibt es mir jedes Mal einen kleinen Kick, wenn ich eine Geschichte hochlade und damit ein wenig von mir selbst offenbare. Natürlich würde ich nie meine Identität preisgeben. Aber trotzdem steckt immer etwas „ich" in dem, was ich schreibe.
Mein Faible für Science Fiction und Märchen rührt aber nicht daher, dass ich mich hinter diesen „irrealen" Figuren verstecke. Der Ursprung dieser Vorliebe stammt vielmehr aus den Anfängen meiner „literarischen Karriere" (entschuldigt bitte diesen hochgestochenen Begriff, ich will damit keineswegs eine hohe Qualität meines Geschreibsels andeuten). Meine ersten Geschichten schrieb ich damals exklusiv für meinen Freund, der solche fantastischen Themen liebte. Anfangs ...
... waren sie noch ganz harmlos und völlig jugendfrei. Aber bald schon entwickelte sich der Inhalt hin zu sexuellen Andeutungen, die immer expliziter wurden und schließlich wurden die Stories uneingeschränkt pornografisch.
Rückblickend muss ich zugeben, dass ich die von mir erfundenen Charaktere von Anfang an dazu benutzte, meinem Freund mitzuteilen, was in mir vorging. Wobei das zu Beginn nicht meine Absicht war oder gar bewusst von mir eingesetzt wurde. Ich wollte ihm nur eine Freude bereiten. Und durfte feststellen, dass mir das Schreiben mindestens ebenso viel Freude bereitete.
Irgendwann bemerkte ich dann aber, wie ich unbewusst immer mehr von meinem Selbst in die Romanfiguren hineinschrieb. Und wie enttäuscht ich reagierte, wenn mein Freund mich nicht verstand. Ich offenbarte hinter der Maske fremder Frauen meine geheimen Wünsche und Phantasien, die ich nie offen auszusprechen gewagt hätte. Doch beim Schreiben war es, als würde ich mich völlig hemmungs- und tabulos entblättern. Irgendwann realisierte ich, dass ich in den Sexszenen mich selbst beschrieb, mich quasi mit fremden Augen beobachtete und indem ich diese Beobachtungen zu Papier brachte, präsentierte ich meine intimsten Seiten in aller Öffentlichkeit.
Nun, zugegeben: eine sehr eingeschränkte Öffentlichkeit -- nur eine einzige Person, die mir zudem sehr nahe stand. Trotzdem war diese Erkenntnis für mich eine Art „Coming Out". Ich musste mir eingestehen, wie sehr mich die Vorstellung erregte, all dies, was ich ...