Blitzeis
Datum: 07.12.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... immer energischer nach frischer Atemluft verlangte.
Da wir beide noch ein paar Tage länger leben und uns noch des öfteren miteinander vergnügen wollten, mußten wir wohl oder übel für den Moment voneinander ablassen und erst einmal ein bißchen Luft in unsere Lungen saugen, doch schmiegten wir unsere Körper dabei ganz eng an den anderen und hielten uns an den Händen, als wollten wir uns nie mehr loslassen. In diesen vielleicht schönsten Momenten unseres Lebens empfanden wir eine tiefe und innige Verbundenheit, die weit über bloßes körperliches Begehren hinaus ging. Beide wußten wir: Das war Liebe in ihrer reinsten und unschuldigsten Form, obgleich die Dinge, die wir bereits miteinander getrieben hatten und noch zu treiben beabsichtigten, alles andere als harmlos waren. Diese Gefühle waren von einer derart überwältigenden Schönheit, daß wir bei aller Flüchtigkeit und Hinfälligkeit des Daseins einen Hauch von Ewigkeit zu spüren glaubten, der sanft und zärtlich über uns hinweg strich. Es war unbeschreiblich, und als ich tief in Henriettes nasse, blaue Augen blickte, kamen auch mir schon wieder die Tränen.
Wie gesagt: Ich hatte in meinem kurzen Leben schon eine Menge Mädchen angemacht und abgeschleppt, und der Sex mit ihnen war jedesmal auf eine andere Art schön gewesen, doch mit diesem vermeintlich so biederen und unscheinbaren Mauerblümchen erfuhr ich zum ersten Mal jene unbegreifliche Vertrautheit, welche die Liebenden dieser Welt seit Urzeiten glauben macht, sich ...
... mindestens schon eine halbe Ewigkeit zu kennen. Und das ist eine wunderschöne Empfindung, so trügerisch sie häufig auch sein mag!
Was Henriette und ich gerade erlebten, war einer jener Augenblicke, auf die so recht ein Wort des großen Goethe passt: "Verweiledoch, du bist so schön!" Gleichzeitig aber war uns nur zu deutlich bewußt, daß die Hoffnung auf ewige Dauer dieses Glücks eine Illusion bleiben mußte, war da neben der Endlichkeit des Daseins an sich doch auch noch das wilde Verlangen unserer jungen Körper nach sexueller Befriedigung, ein heißes, animalisches Begehren, das im Vergleich zu der erhabenen Stimmung jenes "ewigen Moments" von eher schlichter Beshaffenheit deshalb aber nicht geringer zu achten war. Wir waren bereit, bereit dem anderen alle Freude zu schenken, die es in dieser Welt geben konnte, bereit, im Feuer unserer Lust zu verglühen und doch im selben Augenblick neu geboren zu werden.
"Hast du zufällig ein paar Lümmeltüten im Haus? Ich nehme doch die Pille noch nicht!" piepste mein Liebling in aller Unschuld. In meiner momentan ausgesprochen pathetischen Stimmung hätten diese profanen Worte Henriettes mich eigentlich wie eine eiskalte Dusche treffen müssen. Seltsamerweise war dem jedoch nicht so. Vielmehr war ich Henriette sogar dankbar, daß sie mich mit ihrem Pragmatismus aus den allzu ätherischen Gefilden emotionalen Überschwangs auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Wahre Liebe hat eben auch etwas mit Verantwortungsbewußtsein und Vorsicht zu ...