Verletzte Seelen
Datum: 26.11.2019,
Kategorien:
Romantisch
... an ihn lehnte und nicht vor seinem verunstalteten Körper zurück schreckte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er ihre liebkosenden Finger an seinem Arm verspürte. Diese kleine Geste, ihr Interesse an ihm, bedeutete ihm viel, so unendlich viel. In diesem Moment fühlte es sich glücklich, zum ersten Mal seit sehr langer Zeit. "Sie sind ein glücklicher Mensch. So viel glücklicher als ich" sagte sie mit Tränen in den Augen. "Jetzt gerade im Moment stimmt das sogar. Es stimmt, weil sie bei mir bleiben. Aber sonst mag ihnen das nur so erscheinen. Es stimmt, ich habe Freunde, gute, sehr gute Freunde. Aber das, was ich mir so sehnlich wünsche, das kann ich nicht bekommen." "Was ist das? Verraten Sie mir das auch noch?" "Wenn es sie wirklich interessiert......" "Ja, bitte....." "Ich hätte so gerne eine eigene Familie, eine Frau, die ich liebe und die mich liebt .. und Kinder... am liebsten ein Mädchen und einen Jungen...." sagte er ihr mit sinnendem Blick "Und warum können Sie das nicht bekommen? Sind sie krank?" "Nein, ich bin nicht krank. Ich bin so gesund, wie man nur sein kann. Sieht man einmal von meiner Brandnarbe ab. Sie ist zwar hässlich, aber ich werde körperlich in keiner Weise mehr davon beeinträchtigt. Nur leider bekomme ich genau deswegen noch nicht einmal eine Freundin, geschweige denn eine Frau. Alle schrecken vor meinem Äußeren zurück. Und damit ist der Traum von einer Familie ausgeträumt. Sie sind die erste Frau, die nicht zu meinen Bekannten von früher zählt ...
... und länger als zehn Minuten mit mir an einem Tisch sitzt. Und sie sind überhaupt der erste Mensch, der scheinbar keine Angst vor meiner Narbe hat. Sie haben sie berührt, ja sogar mit Ihren Lippen." Als Silke das hörte, musste sie weinen. Er hörte sie schluchzen und wischte ihr sanft die Tränen ab. "Warum weinen Sie denn? Tue ich Ihnen denn so leid? Das sollte es nicht." "Nein, das ist es nicht. Ich weine wegen mir....." "Das verstehe ich nicht...." "Das können Sie auch nicht. Ich habe den gleichen Traum, wie sie. Familie, Ehemann und Kinder. Genau daran ist meine langjährige Beziehung zerbrochen und darum bin ich hier in der Stadt." "Wollen Sie es mir erzählen? Auch wenn es nicht die ganze Stadt kennt?" fragte er mit sanfter Stimme. Sie schniefte mit ihrer süßen kleine Nase und nickte. Irgendwie hatte sie Vertrauen zu ihm gefasst. Sie mochte ihn. Ja, ihm würde sie sich anvertrauen. Es würde ihr gut tun, darüber zu reden. Mit ihm darüber zu reden. Er würde es verstehen. Leise und stockend erzählte sie ihm ihr Schicksal, welches ja nun noch sehr frisch war. Tatsächlich tat es ihr gut, darüber zu reden, so wie es auch ihm gut getan hatte. Dadurch, dass sie sich gegenseitig ihr Leid anvertrauten, fanden sie weiter zu einander. Und sie bemerkten es nicht einmal. Als sie geendet hatte, sagte er zu ihr: "Das tut mir sehr leid für Sie. Ich kann Ihre Gefühle nach empfinden, glauben Sie mir. Ich bin sicher, Sie werden jemand finden, mit dem Sie Ihren Traum verwirklichen können." "Es ist ...