1. Flucht aus dem Alltag


    Datum: 22.10.2019, Kategorien: Sehnsüchtige Hausfrauen

    ... Sekunden bemerke ich, dass ich ja im Hotel bin. Richtig, ich war beim Konzert gewesen. Dass diese blöden Hotels immer so hellhörig gebaut sein müssen.
    
    Erst einige Sekunden später realisiere ich, dass ich ja gar nicht in meinem Hotel bin. Richtig, Mann. Tina! Mit einem Schwung setze ich mich auf. Im Zimmer ist sie nicht. Mist. Ich muss wohl gestern gleich eingeschlafen sein. Und jetzt war sie schon weg. Noch mal Mist!
    
    Doch dann bemerke ich, dass das Gequatsche nicht aus dem Nebenzimmer kommt, sondern aus dem Bad. Und ich erkenne die Stimme. Ich atme auf. Tina telefoniert im Bad. Für einen Moment bin ich versucht, hineinzugehen und laut „Guten Morgen, Schatz" zu sagen, aber das lasse ich lieber. Stattdessen höre ich ein wenig zu.
    
    „Und wie war`s bei Dir?", höre ich Tina fragen.
    
    Nach einer Pause: „Wirklich?" Pause. „Echt wahr?" Pause „Das gibt es doch nicht." Pause „Ich pack`s nicht. Na gut, dann bin ich später bei Euch. Werde noch frühstücken und dann fahre ich zu Euch. Versuch bis dahin, die Kinder nicht umzubringen." Pause „Ich Dich auch. Tschüß!"
    
    Schnell lasse ich mich wieder aufs Bett zurückfallen. Sekunden später kommt Tina durch die Tür des Badezimmers, ihr Handy in der Hand. Sie hat ihr Metal-Shirt an, das sie offenbar als Nachthemd benutzt hat. Sonst nichts, allerdings geht ihr das Shirt bis zu den Oberschenkeln. Ihre Beine sind toll. „Oh, Du bist schon wach. Sorry, habe ich Dich geweckt?"
    
    „Schon okay. Gibt Schlimmeres, als von Dir geweckt zu werden", ...
    ... gebe ich zurück.
    
    „Danke schön", lächelt Tina.
    
    Gut, es gibt kein peinliches Schweigen zwischen uns.
    
    Sie setzt sich zu mir und nimmt meine Hand in ihre.
    
    „Guten Morgen", sagt sie.
    
    „Guten Morgen, Schönste der Nacht", antworte ich.
    
    „Verstrubbeltste der Nacht, würde ich sagen", lacht Tina und versucht ihr Haar zu ordnen.
    
    „Nach so einer Nacht darf man verstrubbelt sein", gebe ich zurück.
    
    „Oh ja", meint Tina und lacht wieder.
    
    „Bereust Du es?", frage ich.
    
    Das Lächeln verschwindet. Tina denkt einen Moment nach. „Nein. Eigentlich sollte ich es bereuen, oder? Aber ich bereue es nicht, keine Sekunde. Es war sicher nicht richtig, aber ich bereue es nicht." Sie nickt. „Und Du?"
    
    „Ebenso."
    
    Tina lacht plötzlich wieder. „Das wirst Du nicht glauben. Mein Mann hatte ja die Kleinen alleine. Und normalerweise ist es der Horror, die beiden ins Bett zu kriegen. Aber gestern haben sie sich wieder so gestritten, dass mein Mann die Große früher ins Bett geschickt hat. Und weißt Du, was die Kleine da gesagt hat?"
    
    Ich hebe fragend die Augenbrauen.
    
    „Sie hat gesagt: ‚Das ist gemein, dann will ich aber auch früher ins Bett!'. Im Ergebnis waren beide halb acht im Bett und haben um acht geschlafen. Kaum zu glauben, ein Tag mal so früh Ruhe und schon bin ich nicht zu Hause." Tina schüttelt lachend ihren Kopf. „ich pack es nicht."
    
    Wir quatschen noch ein-zwei Minuten über Kinder. Dann schaut Tina auf die Uhr. „Oh je, ich sollte duschen gehen."
    
    Sie erhebt sich und ...
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