Malin I - Mein Traumautokauf
Datum: 30.09.2019,
Kategorien:
Romantisch
... Schreibtisch zurechtrücken. Obwohl ich mich lieber hinter den Sachen verstecken möchte, so unsicher fühle ich mich in der Nähe dieses Mannes, lege ich Tasche und Mantel auf den zweiten Besucherstuhl und setze mich aufrecht hin. Dass dabei auch meine beträchtliche Oberweite herausgedrückt wird, ist mir erst bewusst, als ich Herrn Lehmanns Blicke dorthin irren sehe. Er hat inzwischen auf der anderen Seite des Tisches Platz genommen und - ganz Herr der Situation - seine langen Beine weit ausgestreckt.
Testosteron und Selbstbewusstsein pur, schießt es mir durch den Sinn. Malin, pass auf, dass du keine Dummheiten machst!
Ich versuche, mich zu sammeln und das Gespräch wieder in die Hand zu nehmen. Und auch Frank Lehmann scheint sich auf den Grund meines Besuches in seinem Autohaus zu besinnen. So konzentriert, wie es nur möglich ist, besprechen wir den Kauf des Fahrzeuges. Ich schaffe es sogar, das Thema Winterreifen anzuschneiden, wenn auch leider ohne Verhandlungserfolg. Mein großer Bruder wäre stolz auf mich, weil ich es wenigstens versucht habe.
Als der Verkäufer mich nach meinen persönlichen Daten fragt, bin ich wieder in meinem Element. Wie immer kommt die Frage nach meinem Vornamen. Und wie immer wickle ich mir eine dicke Strähne meines langen, dunkelbraunen Haars um den Finger, lasse sie wieder fallen und zeige auf meine dunkelbraunen Augen, deute dann meine Größe an und sage schließlich:
"Sieht man doch, dass ich eine gebürtige Schwedin bin."
Dieser Satz ...
... reißt Herrn Lehmann wieder aus seiner Konzentration. Er schaut mich lange an und flüstert:
"Ich mag Ihre braunen Augen. Die sind so tiefgründig und doch strahlend."
Mir schießt eine verlegene Röte ins Gesicht. Mit solchen Komplimenten kann ich absolut nicht umgehen. Unsicher senke ich den Blick, zupfe am Saum meines Kleides und erkläre dann, dass ich den Namen der Verrücktheit meiner Mutter verdanke. Und nun damit leben muss. Und Schwedin sei ich natürlich nicht, sondern Thüringerin. Ein Lächeln huscht über das markante, schmale Gesicht des Autoverkäufers.
"Ostfrauen! ... Die sind meistens so herrlich unverklemmt.", meint er schmunzelnd und wirft mir dann einen fragenden Blick zu, als ob er wissen wolle, ob ich auch dazu gehöre. Ich entgegne lieber nichts, lächle nur und widme mich dann wieder dem eigentlichen Inhalt des Gesprächs.
Als wir es endlich geschafft haben, den Kaufvertrag und die Finanzierungsvereinbarung vorzubereiten und zu unterzeichnen, legt Frank Lehmann mir mein Exemplar des Kreditvertrages auf den Tisch. Er klopft mit seinem langen, feingliedrigen Zeigefinger drauf und meint, dass ich ihn gerne anrufen dürfe, wenn ich dazu noch weitere Fragen hätte. Ich blättere betont lässig durch den dicken Stapel Papier und schaue den Verkäufer dann direkt an.
"Ich lese sowas meistens nachts, wenn ich nicht schlafen kann. Falls dann Fragen auftauchen, sind Sie ja nicht im Büro. Da müssen sie mir schon Ihre private Telefonnummer geben, Herr Lehmann!"
Ohne ...