Malin I - Mein Traumautokauf
Datum: 30.09.2019,
Kategorien:
Romantisch
Ich hab es im Internet gefunden: mein Traumauto! Und es steht sogar bei einem Händler in meiner unmittelbaren Nähe. Ein Japaner, klein, sportlich, flink - genau mein Typ. Endlich wird die Zeit des auf Andere angewiesen seins und des Bus- und Bahnfahrens vorbei sein! Fahrrad fahren nur noch dann, wenn ich sportlich sein will, nicht mehr für jeden Einkauf ... oh, welch rosige Zeiten werden da für mich beginnen.
Direkt nach der Arbeit schwinge ich mich auf meinen Drahtesel und radle zu dem Händler. Dass ich auf dem Weg dorthin eine rote Baustellenampel ignoriere und wie wild eine stark befahrene Straße kreuze, interessiert hoffentlich niemanden. Zum Glück fahre ich auch nicht schneller, als mein Schutzengel fliegen kann, denn trotz meiner rasanten Einlagen passiert nichts. Beim Autohaus angekommen, parke ich mein Rad vorschriftsmäßig: am Schild mit der Aufschrift "Kundenparkplatz". Denn da gehört mein Gefährt ja wohl hin. Während ich vor dem Eingang hocke und mein Schloss um Rahmen und Schild schlinge, höre ich hinter mir eine tiefe, rauchige Stimme sagen:
"Schickes Rad!"
Ich schaue kurz nach links und rechts: Da ist kein anderes Fahrrad in Sicht, nur mein Eselchen. Also muss der Besitzer der Stimme wohl meins gemeint haben. Noch immer hockend, drehe ich mich zum Eingang des Autohauses um, weil ich doch zu gerne wissen möchte, wer so eine tolle Stimme und so schlechte Augen hat.
Neben der Tür zum Ausstellungsraum lehnt lässig ein großer, sehr schlanker Mann am ...
... Schaufenster und raucht eine Zigarette. Dicke Qualmwolken steigen von seinem Mund in die kalte, noch etwas regenfeuchte Luft. Die Parkplatzbeleuchtung spiegelt sich in seiner Brille, so kann ich seinen Blick schlecht deuten. Offenbar hat er mich schon eine Weile beobachtet. Ich wende mich wieder meiner Tätigkeit zu und entgegne:
"Muss am Licht oder an Ihren Augen liegen. So schick ist das alte Ding gar nicht."
Er lacht, dann höre ich Schritte, die sich mir nähern und schließlich wieder von mir entfernen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er die Tür eines parkenden Autos öffnet und sich hineinsetzt.
Schade, schießt es mir durch den Kopf, das hätte spannend werden können. Der Kerl hat mir gefallen.
Ich zucke mit den Schultern, schaffe es endlich, das verflixte Schloss zu schließen und erhebe mich. Auf dem Weg zum Eingang ziehe ich mir die Handschuhe von den Händen und stopfe sie in die Seitentasche meines Rucksacks. Dann erreiche ich auch schon die Tür des Autohauses und betrete den Verkaufsraum, ohne mich noch einmal umzuschauen.
Etwas unschlüssig - sehr oft halte ich mich gewöhnlich nicht an solchen Orten auf - stehe ich in der Nähe des Eingangs und suche nach jemandem, der mir weiterhelfen kann. Hinten im Laden befindet sich eine rothaarige junge Frau im Gespräch mit einem Kunden, sonst sehe ich niemanden.
Mensch, denke ich, so ein großes Autohaus und nur eine Verkäuferin?
Indem ich meinen Mantel öffne und ihn mir mitsamt Tasche vom Rücken ziehe, richtete ich ...