1. Random Shorts - Das Dekolletee


    Datum: 15.11.2017, Kategorien: Sehnsüchtige Hausfrauen

    ... Schließlich kennt sie mich nicht und ich verwende kein Bild von mir selbst, sondern einen Avatar. Dann erstarrt sie, als sie das Bild sieht. Und ich muss schlucken, denn vielleicht bin ich zu weit gegangen.
    
    Für einen langen Moment bin ich nicht sicher, ob sie gleich die Polizei rufen wird. Aber dann beben ihre Schultern etwas und ich meine, ich könnte ein leises Kichern hören. Und tatsächlich sehe ich sie grinsen, als ich in die Glasfront schaue.
    
    Puh...!
    
    Mein Handy teilt mir mit, dass ‚
    
    True Blue
    
    mir jetzt auch folgt. Und als Nächstes, dass ihr mein geteiltes Bild ein +1 wert ist.
    
    Ich schaue nach und sehe, dass sie es abspeichert und dann ihrerseits hochlädt. Als Foto mit dem Titel ‚Selfshot'. Aber ich will mal nicht päpstlicher sein als der Papst und werde kein Copyright beantragen...
    
    Stattdessen gebe ich dem Bild ein +1 und schreibe dazu: ‚
    
    Schöne Aussicht
    
    .'
    
    Ihre Antwort kommt sofort: ‚
    
    Genieß sie. Normalerweise bekommt nur mein Mann sowas zu sehen
    
    .'
    
    ‚
    
    Wenn er nicht da ist, um aufzupassen, kommen vielleicht doch auch andere in den Genuss
    
    .'
    
    ‚
    
    Er ist da. Aber er ist beschäftigt
    
    .'
    
    ‚
    
    Sein Pech
    
    .'
    
    Sie blickt auf und in die Glasfront. Sie nimmt sogar die Sonnenbrille dabei ab und ich sehe, was mit ‚True Blue' eigentlich gemeint ist. Es ist nur eine Spiegelung. Ein direkter Blick in diese beiden Saphire dürfte der Hammer sein.
    
    Aber sie blickt mich nicht deswegen an. Sie studiert meine Haltung und meine ...
    ... Miene, weil sie wahrscheinlich herausfinden will, ob ich sie nicht verstanden habe oder wirklich so dreist bin.
    
    Ich habe sie allerdings schon verstanden. Ich habe kapiert, dass sie zum Hausherrn gehört. Und dass sie mir vielleicht auch ein wenig verblümt sagen wollte, dass ich mit dem Feuer spiele. Und es ist mir tatsächlich egal, denn ich bin so kackdreist.
    
    ‚
    
    Ich wäre bei dem Anblick ganz bestimmt nicht zu beschäftigt
    
    ', lege ich nach, um es ganz deutlich zu machen.
    
    ‚
    
    Ach
    
    ?, textet sie zurück. ‚
    
    Was würdest du denn tun, wenn das Haus voller Gäste wäre
    
    ?'
    
    ‚
    
    Ich würde mir etwas einfallen lassen
    
    .'
    
    ‚
    
    Und was? Da bin ich aber mal gespannt
    
    !'
    
    Ich bin nicht die einzige Person, die mit dem Feuer spielt, wie mir auffällt. Aber bislang bewegt sie sich ja noch immer auf ziemlich sicherem Boden. Selbst wenn ihr Mann mitbekommen sollte, was da geschrieben wurde, wäre ihm schließlich die Situation darum herum nicht bewusst.
    
    Mit meiner Dreistigkeit habe ich mich außerdem jetzt selbst in Zugzwang gebracht. Wenn ich ihr irgendwas Verwegenes schreibe, ist das angesichts der Situation ziemlich lahm. Wenn ich es ernst meine, muss ich nun etwas tun. Das liegt auf der Hand.
    
    Ich brauche drei Sekunden, um mich zu entscheiden. Eine für die Idee und zwei für die Planung. Würde ich mir mehr Zeit lassen, würde mich meine Vernunft von der Ausführung abhalten.
    
    Also schalte ich das Handy aus, lege es auf den Tisch zu meinem Glas und... kippe rückwärts ...
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