1. Neue Nachbarn


    Datum: 11.09.2019, Kategorien: CMNF

    ... Sie besaß ein hübsches, junges Gesicht, das allerdings momentan im Zorn verzerrt war und auch zusammen mit ihrer Haartracht ... gewöhnungsbedürftig wirkte. Die bestand aus einem schmalen, relativ kurz geschnittenen, pink und schwarz gefärbten Irokesenkamm auf dem ansonsten völlig kahl geschorenen Schädel.
    
    Das Verblüffende, ja Surreale dieses Auftretens wurde noch unterstrichen von der entspannten Selbstverständlichkeit, mit der die junge Frau auf mich zu trat.
    
    "Du bist dieser Nachbar, hm?" begrüßte sie mich, nicht unfreundlich, doch mit einer leise mitschwingenden Ungeduld. "Weisst du, wo Johanna steckt?"
    
    "Ähm ..." meinte ich lahm. Ich hatte immer angenommen, die Stellen in Romanen, in denen es Leuten buchstäblich die Sprache verschlägt, seien eine bequeme literarische Übertreibung. Jetzt merkte ich, dass dies ein Irrtum war.
    
    "Sie ... ich glaube ... sie wollte ... in den Keller," stotterte ich.
    
    "Na toll! Kannst du mir mal eben helfen? Ich pack das alleine nicht. Dieses Ding ist viel zu schwer, und ich ... äh, ach so, ich bin die Nina!"
    
    Sie streckte mir eine Hand entgegen. Langsam setzte mein Denken wieder ein.
    
    "Natürlich, klar!" meinte ich, stemmte mich aus der bequemen, aber tiefen Sitzposition empor und ergriff ihre Hand.
    
    "Robert," stellte ich mich vor. Ihre Hand war schmal, doch lang und kräftig, und als ich schon loslassen wollte, packte sie noch einmal zu.
    
    "Du hast einen angenehmen Händedruck," sagte sie, lächelte mich kurz an und ließ dann ...
    ... meine Hand los.
    
    Ich folgte ihr in den kleinen, silbern und schwarz eingerichteten Raum. Auch hier reichten die Bücherregale bis zur Decke, also in eine Höhe von gut über drei Metern. Vor einem stand eine hohe Leiter, und am Fuß der Leiter ein großer Korb voller Bücher. Nina deutete auf den Korb.
    
    "Der da! Der muss da rauf! Man kann ihn festmachen oben. Siehst du diese Haken? Die kann man an der Leiter einhängen. Aber ich krieg ihn so voll nicht rauf, und dann muss ich für jedes Buch einzeln rauf und runter ..."
    
    "Gut, dann wollen wir's mal gemeinsam versuchen. Steig du hoch und schau, dass die Haken richtig eingehängt werden. Ich werd den Korb schon hoch genug bekommen."
    
    Sie tat, wie ich ihr gehießen hatte, und ich machte mich bereit, den Korb emporzuwuchten. Dabei war ich fast dankbar, eine so einfache, sinnvolle Aufgabe vor mir zu haben und mich damit zumindest teilweise von der Wirkung ablenken zu können, die die pure sexuelle Ausstrahlung der Frau auf mich hatte.
    
    Das Anheben und Einhängen des Korbes erwies sich schwieriger als gedacht. Er war nicht nur sehr schwer, sondern auch ungleich gepackt. Ferner war er nicht wirklich für solche Aufgaben vorgesehen; es war ein einfacher Wäschekorb, und zum Einhängen dienten zwei Haken, die wie Fleischerhaken aussahen und lose an seiner Seite herabhingen. Den ersten konnte Nina relativ rasch einhängen, doch der zweite verrutschte und drohte herauszufallen. Bei dem Versuch, den Haken zu erwischen, verlor sie nun aber selbst ...
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