1. Neue Nachbarn


    Datum: 11.09.2019, Kategorien: CMNF

    ... glänzte frisch gestrichen; der Kies vor der Garage war ebenso neu wie die Platten auf dem Weg zu Haustüre. Ich grübelte noch, ob mir irgendwann einmal Baumaterial oder der Wagen eines Handwerkers aufgefallen war, als die schwere, massive Holztüre geöffnet wurde.
    
    Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, stand vor mir, und ich hatte sie am vergangenen Abend ganz sicher nicht gesehen. Dies und ihre eigenartige, ja faszinierende Erscheinung ließen mich wohl einen Moment erstarren.
    
    "Was ist? Kommen Sie doch herein! Oder wollten Sie gar nicht ...?"
    
    "Äh, doch," fasste ich mich und trat auf sie zu.
    
    Das Mädchen - oder die junge Frau - mochte um die zwanzig Jahre alt sein. Sie war so groß wie ich, schlank, fast dünn, mit schmalen Hüften, zarten Gelenken, einem hohen, schmalen Schädel und einem interessanten, ausdrucksstarken Gesicht, das durch hohe Wangenknochen und vor allem ihre hellgrauen, leuchtenden Augen geprägt war. Ihre Haut war ungewöhnlich blass, die langen Haare tiefschwarz oder schwarz gefärbt. Sie trug ein schwarzes, fast bodenlanges Samtkleid, dessen tiefer Ausschnitt so flach auf der Brust lag, dass man von der Erhebung eines Busens kaum sprechen konnte. Sie schien ungeschminkt bis auf eine kräftige, schwarze Umrandung der Augen, ergänzt durch mehrere Piercings an verschiedenen Stellen ihres Gesichts.
    
    Sie streckte mir eine schmale, zarte Hand entgegen, die übrigens in den schönen, schlanken Füßen ihre Entsprechung fand, die barfuß unter dem Kleid ...
    ... hervorschauten.
    
    "Johanna ..." und der Nachname, der auf dem Klingelschild stand. Für eine so zart wirkende Hand war der Händedruck angenehm fest.
    
    "Robert ...", stellte ich mich meinerseits vor. "Ich wohne in dem Bungalow nebenan. Ich habe gesehen, dass hier wieder jemand eingezogen ist. Da dachte ich, ich schau einfach mal vorbei, sage Hallo und bringe eine Kleinigkeit zum Einzug ..."
    
    Ich hielt ihr meine beiden Mitbringsel hin.
    
    "Oh, das ist sehr freundlich. Aber kommen Sie doch erst einmal richtig herein!"
    
    "Nur, wenn ich nicht störe!"
    
    "Aber nein. Meine Freundin und ich sind am Auspacken, aber das wird so oder so noch eine ganze Weile dauern ..."
    
    "Ihre Freundin ...?" fragte ich zögernd. Ich konnte schlecht direkt nach der Frau fragen, die ich am vergangen Abend gesehen hatte. "Sie wohnen ... zusammen ...?"
    
    "Manchmal," meinte Johanna mit einem leichten Lächeln. "Aber Sie möchten natürlich wissen, wer hier eingezogen ist! Das sind meine Mutter, meine Schwester und ich. Meine Freundin wird nicht ständig hier sein."
    
    "Oh, so war das nicht gemeint! Ich bin wirklich nur ... ein wenig neugierig," gab ich grinsend zu.
    
    "Versteh ich. Aber kommen Sie doch! Setzen wir uns in den Salon."
    
    Sie nahm mir die Geschenke ab und ging vor - einen vertrauten Weg, wie ich hätte annehmen können, doch es schien ein ganz anderes Haus als das meiner ehemaligen Nachbarn.
    
    Jahrelang war ich in diesem Haus ein- und ausgegangen; selten zwar durch den Vordereingang, doch insgesamt ...
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