1. Der Wanderstudent - Die Wahrsagerin


    Datum: 06.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Spaßmacher und Feuerschlucker, angeheitert von Bier und süßem Naschwerk erinnerte mich das Treiben schon bald an ein großes Volksfest.
    
    Schon nach kurzer Zeit war der Platz vor der Bühne vom Stadtvolk gefüllt. Ich stand seitlich der Bühne und sorgte als bunter Mohr für viel Erstaunen. Tito, der Anführer dieser bunten Truppe, eröffnete als jonglierender Narr die Bühnenaufführung. Während er sich mit kecken Sprüchen über die Pfarrer lustig machte und dafür viel Lachen vom Publikum erhielt, jonglierte er mit immer neuen Gegenständen, die ihm seine Tochter Cejia zuwarf. Als er schließlich mit Messern jonglierte, kannte die Menge kein Halten mehr. Unter großem Jubel und Applaus fing er gekonnt alle Messer auf und verbeugte sich tief. Münzen flogen auf die Bühne oder wanderten in den großen Hut, mit dem Cejia umherging.
    
    Es trat eine kurze Pause ein, die ich nutzte, um einige von Polas heiligen Amuletten aus dem Morgenland zu verkaufen. Das war klever von der Witwe, denn so verdiente sie sich etwas dazu und machte zugleich Werbung für ihr Geschäft, der Wahrsagerei. Ich kämpfte mich durch die ungezügelte Menge und pries mit ganzer Kraft meine Ware an. Keine leichte Aufgabe, denn in der Anonymität der Menge verloren die Menschen ihre Hemmungen. Überall waren ineinanderversunkene Paare, pralle Dekolletés fanden ihre Käufer und manche kecke Hand einen wohlproportionierten Hintern. Ich hatte gerade mein vorletztes Amulett an ein korpulentes älteres Weib verkauft, als Rassel und ...
    ... Schalmei den nächsten Auftritt einläuteten. Und mich in seinen Bann zog. Denn es war Cejia, die jetzt ihre Kunst zeigte. Und was für eine.
    
    Ihre Darbietung machte mich sprachlos. Als wären alle ihre Knochen plötzlich aus ihrem Körper entschwunden, bog und krümmte sie sich immer wieder auf der Bühne. Ihre Kleidung war ein raffinierter Hauch von Nichts. Ihre Haut glänzte vom Öl, ihre Augen waren tiefschwarz geschminkt. Auf einmal schnellte sie in die Höhe, machte einen Sprung rückwärts und landete in einem Handstand. Sie verharrte dort und streckte ihre Beine nach links und rechts aus. Ich versuchte es mit aller Kraft, doch ich scheiterte dabei, den Blick nicht in auf ihrem Schatzkästchen ruhen zu lassen, dass ich jetzt durch den dünnen Stoff zu erkennen glaubte. Doch dann ging ihre wilde Nummer auch schon weiter.
    
    Als wäre es das Normalste der Welt, glitt sie in einen Spagat und verharrte so. Schon folgte der nächste Paukenschlag. Noch einmal, diesmal schneller und lauter ertönten Schalmei und Pauke und eine bunt gekleidete junge Frau mit Schleier erschien auf der Bühne und begann zu tanzen. Mit kleinen Sprüngen bewegte sie sich zur fremdwirkenden Musik und ließ dabei stets ihre griffigen Hüften kreisen. Wie verzaubert, versuchte ich jede Bewegung ihres Beckens, ihres glatten Bauches und ihrer Fleischauslage in mich aufzusaugen. Immer schneller wurde die Musik, immer ekstatischer ihre Bewegungen, immer höher schleuderte sie ihr Kleid. Schließlich erreichte die Musik ihren ...
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