1. Der Wanderstudent - Die Wahrsagerin


    Datum: 06.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... sein, mir bei meinem Geschäft zu helfen."
    
    Sie reichte mir die Kleider. Rot, Blau und Gelb waren die vorherrschenden Farben.
    
    „Zieh dich schnell um und komm dann zu mir", sagte sie und ließ mich mit der Bescherung alleine.
    
    Ich schaute mir meine Arbeitskleidung an. Es waren drei Teile: eine sehr auslandende Hose, die nur an Taille und an den Knöcheln fest am Köper saß; ein weißes Hemd mit weiten Ärmeln und ein rotes Wams. Das Wams verbarg das Hemd, so dass nur die Ärmel sichtbar waren. Zusammen ergaben sie eine Kombination, die sehr exotisch wirkte, aber völlig unpraktisch war. Ich brauchte etwas, doch schließlich hatte ich die seltsame Kombo angezogen und zurechtgerückt.
    
    So angezogen, ging ich zu Pola, die völlig verändert war. Ein buntes Kopftuch schmückte ihr langes Haar und ein leichter Schleier verlieh ihren dunkel geschminkten Augenpartien etwas sehr Mystisches. Pola betrachtete mich kurz, zog mein Hemd und Wams zurecht und nickte dann.
    
    „Gut. Jetzt müssen wir noch dein blondes Haar verbergen und dich schwarz schminken."
    
    „Schwarz schminken?", fragte ich sie und verstand die Welt nicht mehr.
    
    „Die Leute wollen etwas sehen, dass sie nicht kennen. Vor dem sie Angst haben, das sie aber zugleich anzieht. Deshalb brauche ich dich als Mohr. Als Gehilfe der Dame Pola, der Deuterin von Zukunft und Vergangenheit. Du wirst für mich die Werbetrommel rühren und danach die Frauen und Männer, die zu mir kommen, empfangen und sie zu mir schicken, wenn ich es ...
    ... sage."
    
    Ich nickte. Soweit hatte ich alles verstanden.
    
    „Bück dich jetzt ein wenig, damit ich dieses Tuch um deinen Kopf wickeln kann. Mohre mit blonden Haare gibt es nämlich nicht."
    
    Ich hatte erheblich Zweifel, dass überhaupt jemand in dieser Gegend wusste, wie ein echter Mohr aussah, sagte aber nichts. Ich ging etwas in die Knie und wartete auf das Kommende.
    
    Pola begann das Tuch um meinen Kopf zu wickeln und beugte sich dafür zu mir hinunter. Plötzlich war mir die ganze Sache längst nicht mehr so unangenehm. Polas mächtiger Busen wogte mit einem Mal vor meinen Augen. Ihre wallende Kleidung konnte nur schwer die ganze Pracht der Witwe bändigen und so ließ ihr Ausschnitt tief sehen. Als sie noch etwas näherkam, roch ich einen Duft von Rosen, der dem tiefen Tal zwischen ihren Brüsten entstieg.
    
    Als sie fertig war mit meinem Turban - so nannte sie es -- begann sie mit einer fettigen dunkelbraunen Masse mein Gesicht zu schminken. Sie tat dies mit großem Ernst und Sorgfalt. Auch wenn die Masse sich nicht sehr angenehm anfühlte, genoss ich ihre sanften Berührungen auf meiner Haut. Mit einem Stupser auf der Nasenspitze beendete sie ihre Arbeit und hielt mir ihren wertvollsten Besitz -- einen Spiegel - hin.
    
    Ein unbekanntes Gesicht blickte mich an. Der Wanderstudent Hans war verschwunden. An seine Stelle trat der Mohr.
    
    Wir waren gerade mit allen Vorbereitungen fertig, als die ersten Stadtbewohner kamen. Angelockt von den Ausrufern, gefesselt von den Darbietungen der Jongleure, ...
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