1. Unerwartetes in der Woche


    Datum: 19.08.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Identität auch eine andere war. Falls ich ebenfalls diesen Weg einschlagen würde, wäre ich auf einmal jemand anderes. Mein ganzer Stress vom beinahe verpatzten Abitur und der Affäre mit dem blöden Thomas her würde hier keine Rolle mehr spielen. Jetzt begann ich mich auch zu fragen, wie wohl Amelie Jäger zu Mistral geworden war, aber das konnte ich nun natürlich nicht fragen.
    
    Mistral klopfte einmal mit ihrem rechten Fuß auf, während ihre Augen sich leicht verdüsterten. Diese Nachricht war wohl nicht willkommen. Herr Comezi erkannte das wohl auch, als er kommentierte:
    
    „Es ist ziemlich selten, dass ein Ponymädchen schon am zweiten Abend einen solchen Patzer begeht. Es ist allerdings auch sehr selten, dass es einen Jahrgang gibt, wo es keine Bestrafung gibt. Und letzteres ist auch gut so."
    
    Ich wagte nicht zu fragen, warum das vorteilhaft war. Nach dem Besuch im Stall konnte ich mir schon gut vorstellen, dass der Einsatz der Reitpeitsche durchaus vorkam -- und wahrscheinlich zum Leben als Ponymädchen dazu gehörte. Die dahinter stehende Machtvollkommenheit des Eigners oder der Eigentümerin ließ mir Schauer über den Rücken laufen.
    
    „Ponymädchen Ute, deine Mission hier ist erfüllt. Wir können zurückgehen."
    
    Herr Comezi zeigte ein Lächeln auf seinem schon leicht faltigen Gesicht. Ich begriff, dass dieser Besuch eher zu meiner Erziehung gedient hatte, als dazu diese simple Nachricht zu überbringen.
    
    ANGELA MUSS AM ZWEITEN MORGEN EINE WAHL TREFFEN
    
    Am folgenden Morgen ...
    ... war Angela sehr aufgeregt und gleichzeitig unentschlossen. Wiederholt richtete sie Fragen an mich, die ich eigentlich nicht beantworten konnte, da dies ihre ureigene Entscheidung betraf.
    
    „Was mach' ich bloß? Wie soll ich mich entscheiden? Ich habe Angst vor der Bestrafung, will aber auch meinen Verdienst nicht verlieren?"
    
    Natürlich verstand ich ihre Befürchtungen, aber eine richtige Antwort konnte ich ihr nicht geben. Eigentlich war ihr nämlich alles klar, was ich ihr jeweils als Antwort bot:
    
    „Angela, du kannst nur eine beide der Möglichkeiten wählen! Wenn du gehorsam wie ein Ponymädchen die Bestrafung akzeptierst, kannst du weitermachen. Wenn du es nicht machst, brauchst du nicht mehr weiter ein Ponymädchen zu sein, verlierst aber auch den Lohn für den Rest der Woche."
    
    Nachdem ich Mistral erlebt hatte, wie sie stoisch den Peitschenhieb hingenommen hatte, war mir klar, dass die Bestrafung keine rein symbolische sein würde. Frau von Sturmleiten hatte es eindeutig genossen, wie Mistral sich devot ihrer Laune unterworfen hatte und ich hatte eine Ahnung, dass dieses für den eigentlichen Eigentümer von Mistral nicht anders war. Gleichzeitig war es Mistral in der Form von Amelie Jäger, die sich nun als Richterin über Angela aufschwingen würde. Es war eine eigenartige Situation.
    
    Die Entscheidungsgewalt lag ausgerechnet bei Amelie, die nur zu genau wusste wie weh so etwas tat. Vielleicht war diese Konstellation ja bewusst gewählt worden. Ich erkannte, dass auch das wohl ...
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