1. Geheimnisvolle Geliebte


    Datum: 06.08.2019, Kategorien: Romantisch

    ... Runde durch den Trubel zu gehen und vielleicht SIE noch mal zu sehen. Eine kleine Bude spendierte kaltes Mineralwasser, ich nahm mir auch einen Becher davon und trank ihn in einem Zug leer. Da stand SIE wieder, auf der anderen Straßenseite und lächelte mir wieder zu, fast unmerklich. Jemand tippte mir auf die linke Schulter, ich drehte mich nach links, es war niemand da, doch es tippte rechts auf die Schulter, wieder war niemand zu sehen, doch meine geheimnisvolle Fremde stand noch auf der anderen Straßenseite und lächelte wieder. Ich wollte gerade über die Straße eilen, als ein Spielmannszug mir quer kam und ich warten musste, bis die Musiker vorbei waren. Ich hatte es schon befürchtet, SIE war nicht mehr da. Seltsam. Der Trubel wurde mir zu viel, auch hatte ich ein seltsames Gefühl im Kopf. Ich beschloss, eine Runde durch den alten Stadtpark zu gehen.
    
    Es war ja noch hell, denn nachts ist es dort nicht immer gut, allein zu sein, derweil mittlerweile viel zwielichtiges Volk dort sein Unwesen treibt. Der Park ist, wie du weißt, sehr gepflegt, es gibt schöne Anlagen, alte Gemäuer stilvoll integriert, es gibt bunte Blumenbeete, Hecken, Ruhebänke, ein Wassertretbecken und vieles mehr. Ich machte mir etwas Sorgen wegen dem komischen Gefühl in meinem Kopf. Wird wohl doch der Wein sein, beruhigte ich mich selber. Dann sah ich SIE wieder. Sie saß in einer kleinen Ruine in einer leeren Fensternische, gut zwei Meter über dem Boden, und lächelte mir wieder zu. Im Schein der ...
    ... Abendsonne wirkte ihr Sommerkleid fast durchsichtig, wunderschön. Ihre langen Haare hingen über ihre schönen Schultern, der Wind spielte mit ihrem Kleid, ich war fasziniert und blieb stehen, sog regelrecht dieses Bild in mich auf. Nahe bei der Ruine stehen alte Bäume, eine große Kolonie Dohlen ist dort angesiedelt, haben ihre Nester gebaut. Wer diese Rabenvögel kennt, weiß, dass sie viel Lärm und auch Dreck machen. Ich sah zu ihnen rauf, es saßen Hunderte von Vögeln in den Bäumen, flatterten, hüpften von Ast zu Ast und sie zankten, krächzten, eigentlich viel mehr störend als schön. Plötzlich gab SIE einen Zischlaut von sich, einen solchen Ton hatte ich noch nie im Leben gehört. Augenblicklich waren die Dohlen still. Als ich nun zur Fensternische sah, war SIE wieder verschwunden. Unmöglich, dachte ich mir noch, wie kam sie da hoch und wie wieder so schnell weg. Seltsam. Seltsam war auch mein Gefühl im Kopf, trunken und doch nicht trunken?
    
    Ich ging weiter, der Weg wurde enger, ich kannte diese Stelle recht gut. Dort gab es von Heckenröschen umwucherte Ruhebänke, so richtig lauschige Eckchen. Oft hatte ich selber schon dort gesessen, meist in Begleitung eines Mädchens oder einer Frau. Fast automatisch schaute ich in eine solche Ecke und sah SIE, sie saß auf der Bank und lächelte. "Hallo!", sagte ich, mehr fiel mir nicht ein. Fast unmerklich hatte sie mich mit einem Finger zu sich gewunken. Ich ging auf sie zu, sagte noch einmal "Hallo" und "darf ich mich zu dir setzen...?". Warum ich ...
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