1. Der Tod der Phantasie


    Datum: 10.11.2017, Kategorien: Schwule

    ... die Fähigkeit verkümmern läßt, sich SELBST um Orientierung zu bemühen. Benni rückt die Kopfhörer seines Walkmans zurecht. Hat sie um den Hals gelegt, das Ding abgeschaltet, weil ich angedroht habe, ihn sonst nicht mitzunehmen. Wenn ich schon jemand mitnehme, will ich mich mit ihm auch unterhalten, meinetwegen auch streiten, die Worte meines Beifahrers richtig oder falsch finden. Ich habe nichts dagegen, meinen Kopfinhalt einer Bewegung auszusetzen, vielleicht sogar eine von meinen geliebten Überzeugungen zu korrigieren. Wenn Benni sich den ganzen Tag berieseln läßt, ist das wie ein Sich-Sperren gegen Phantasie, und das hat auf ihn seine Auswirkungen. Phantasie ist für mich eine wesentliche Voraussetzung, um mit meinem Leben fertig zu werden. Mich in diesem Zustand der Denkstille, der Dumpfheit zu halten ist für mich undenkbar. Jetzt weiß ich es genau. DAS ist es, was mich an Benni stört, ihn trotz seiner körperlichen Vorzüge für mich nicht anziehend macht. Da ändert die Tatsache auch nichts, daß er mich jetzt unverhohlen anbaggert. Der Lastwagen hat die Spur gewechselt, der Weg ist wieder frei. Ich trete aufs Gaspedal. Kaum mehr Verkehr, selbst die rechte Spur ist frei, soweit das Auge reicht. Hundertneunzig. Mehr ist nicht drin, wenn der Wagen offen ist. Bennis Hand liegt wieder auf meinem rechten Oberschenkel. Diesmal eindeutig mit Absicht, denn seine Hand streichelt meine Muskulatur. "Warum tust du das?" Benni ist nicht bereit, sich auf Erörterungen einzulassen, die mehr ...
    ... als fünf Sekunden seiner Denktätigkeit in Anspruch nehmen. "Mir war halt unheimlich so danach..." Klar, wer nur lange genug nichts sagt, HAT nichts mehr zu sagen. "Und wie hast du dir das mit uns beiden gedacht?" Benni hebt die Augenbrauen und grinst mir ins Gesicht. "Ganz einfach: Du bläst mir einen, oder ich blase dir einen. Wir haben beide einen unheimlich starken Abgang." "....und nicht vergessen, cool bleiben!" füge ich boshafterweise hinzu. Benni befingert ungeniert meine Eier. Ich halte beide Hände am Lenkrad, denn wir haben einen Pulk Autos eingeholt, und ich muß wieder auf den Verkehr achten. Bennis Finger regen mich nicht an, sondern auf. In meiner Hose regiert Totenstille. "Scheinst nicht in Stimmung zu sein?" Ich zucke die Achseln, aber irgendwie mag ich ihn doch. Seine Hände lassen mich zwar kalt, nicht aber sein offenbar dringender Wunsch nach Zärtlichkeit. Ich setze schon den Blinker für die Abfahrt, vielleicht noch zehn Minuten bis zu mir nach Hause. "Hast du es SOO nötig?" Meine Frage wischt den abgebrühten Ausdruck aus Bennis Gesicht. Nicht leicht, so etwas zuzugeben. Der Junge kommt ins Stottern. "Du..du hast Klaus, aber ich..ich..." Ich habe verstanden. Schweigend verläuft die Fahrt, bis ich den Wagen in die Garage fahre. Auch ich bin unbewußt angesteckt von der Methode der Sprachlosen, immer mehr zu empfinden, aber immer weniger zu verstehen. Deshalb entscheidet nun mein Gefühl. "Wenn du willst, komm` mit mir nach oben. Aber zu MEINEN Bedingungen."
    
    Wir ...
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