Das fremde Mädchen
Datum: 23.07.2019,
Kategorien:
Romantisch
... wieder auf der Mauer. Ich wußte, daß dies unsere vorletzte Zusammenkunft vor der Feier war, ohne daß jemand aus unserer Klasse uns sehen oder zuhören konnte. Aber ich fand nicht den richtigen Anfang. "Gehst du zu Rolfs Geburtstag?", fragte sie mich plötzlich. "Ja." "Aha." "Du?" "Alleine? Ich weiß nicht." "Komm doch." "Nein. Alleine möchte ich nicht." Betretenes Schweigen macht sich breit. Ich hätte nur sagen müssen, daß sie mit mir hingehen solle, dann wäre alles klar gewesen. Aber ich konnte nicht. "Ich weiß ja auch nicht wo er wohnt und wie ich dahin komme." "Das kann ich dir erklären." Und während ich ihr den Weg erklärte, verstrich die Zeit. Immer und immer wieder brachte sie etwas durcheinander. Schließlich, mitten auf einer Straßenkreuzung, an der sie links, statt rechts, abgehen wollte, stand Josi vor uns. Sie schien sich das schon etwas länger angehört zu haben. Denn sie grinste uns an. "Warum nimmst du sie nicht mit?", fragte sie mich plötzlich. "Was?" "Nimm du sie doch mit. Wenn sie sich doch nicht auskennt." Ich schaute Manjula an und sie machte ein vorwurfsvolles Gesicht. "Er will anscheinend nicht. Sonst hätte er mich schon längst gefragt.", sagte sie mit einer ungewohnten Traurigkeit in ihrer Stimme. "Doch." "Aber?" "Was "aber"?" "Warum fragst du mich dann nicht?"
Ich weiß, daß es gemein von mir war ihn so unter Druck zu setzen. Zumal seine kleine Schwester dabei war. Aber was sollte ich machen? Er wollte und wollte mich nicht fragen! Dabei konnte ich doch ...
... in seinem Gesicht schon längst diese Frage lesen. Darum hab ich mich ja auch so blöde angestellt. Zwar wußte ich schon seit der Einladung von Rolf, wo er wohnte. Und ich hatte Rolf auch schon gefragt, wie ich am besten zu ihm kommen konnte. Aber das hätte mir nicht weitergeholfen. Schließlich wollte ich ja, daß er mich mitnimmt. Und so hatte ich auf Josi gehofft. Sie müßte eigentlich wissen was hier gerade vorging. Und ich lag bei ihr mal wieder genau richtig. "Nu mach schon.", quengelte Josi. "Möchtest du mit mir zu Rolf gehen." "Ja gerne. Wo treffen wir uns?" "Bei uns zu Hause.", rief Josi dazwischen, "Mama möchte dich ja auch mal sehen." "Ach ja?" "Ja, Mama hat doch gesagt, daß er dich mal mitbringen soll." "Josi!" "Laß sie. Wenn die Mama das doch gesagt hat." Innerlich triumphierend und über seinen roten Kopf lachend, nickte ich zufrieden. "Kommst du dann zu uns?", fragte Josi nach. "Wenn du mir verrätst, wo ihr wohnt. Thomas scheint es ja die Sprache verschlagen zu haben." Josi sagte mir die Adresse, die ich schon längst kannte, während Thomas Gesicht dunkelrot anlief. Denn seine Adresse stand ja auch im Klassenbuch. Und ich hatte mir damals nicht nur Thomas Geburtsdatum aufgeschrieben, sondern auch seine Adresse. Nachdem Josi mir die Adresse genannt hatte, bekam sie zum Dank dafür einen Kuß von mir. Wie sich das kleine Mädchen da freute. Thomas schaute nur zitternd zu. Gleich würde er explodieren. "Wenn du mit ihm Ärger bekommst, sag mir am Samstag Bescheid. Dann verhau ...