1. Ritter Wigbert im Orient - Teil 01


    Datum: 10.07.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... vor, er müsse dringend zurück in den Palast, da er Wigberts Verband wechseln müsse. Fünf seiner Wächter schickte er aus, die Gegend nach Kräutern abzusuchen und benannte solche, die hier ganz gewiss nicht oder nur höchst selten zu finden waren. Er selbst ritt mit dem sechsten Mann im Eiltempo zurück und ließ den Gefangenen bringen.
    
    Während Wigbert sich neuerlich Entspannung verschaffte und danach wieder mannhaft die Knebelung seiner Männlichkeit ertrug, setzte Bertram in ins Bild: „Ich habe alles vorbereitet. Redet mit den Frauen. In der dritten Nacht von heute ist Vollmond, dann beginnen wir die Flucht. Hier", damit überreichte er ein kleines, versiegeltes Tongefäß, „gebe ich euch ein starkes Schlafmittel. Schüttet es in den Wein, den die Frauen so gern trinken, oder lasst das eine von euren Fluchtgefährtinnen tun, aber schärft ihnen ein, dass sie ja nichts davon trinken dürfen. Sie brauchen einen klaren Kopf! Halte euch bereit, wenn der Schatten des Haremsturmes genau auf die Zisterne fällt. Dann werde ich euch holen."
    
    „Was denn für ein Wein?", wunderte sich Wigbert, „ich dachte, die Anhänger Mohammeds dürfen keinen Wein trinken?"
    
    „Ha!", rief Bertram. „Wie heißt es noch? Du sollst nicht töten! Und wer hält sich schon daran? Natürlich dürften sie nicht, aber sie tun es trotzdem. Allerdings keltern sie ihren
    
    Wein
    
    nicht aus Trauben, sondern aus anderen Früchten, Feigen, Datteln, Granatäpfeln und so weiter. Aishe höchstselbst ist die ...
    ... Kellermeisterin."
    
    „Ganz erstaunlich!", versetzte Wigbert, „ebenso erstaunlich, wie die Tatsache, dass der Emir ein Dutzend Frauen hat, was anscheinend niemanden hier stört. Wie kommt das?"
    
    „Oh! Das ist einfach", meinte Bertram. „Mohammed hat seinen Anhängern bis zu vier Frauen zugestanden. Das ist gar nicht so dumm, denn das Leben für die Männer immer gefährlich ist und viele in Kriegen, bei Raubzügen oder Zweikämpfen ums Leben kommen, gibt es stets viel mehr Frauen als Männer. Wenn also jeder Mann vier Frauen heiratet und erhält, bleiben weniger unversorgt und mehr Kinder kommen auch zur Welt, womit der Kriegernachwuchs gesichert wird. Ihr seht, dass Religion oft mehr mit weltlichen Dingen zu tun hat, als man gemeinhin glaubt."
    
    „Schön, vier Frauen, er aber hat zwölf!"
    
    Bertram lachte. „Bedenket, sein Name ist Omar Ibn Achmad Ibn Dawuhd Ibn ... und so weiter und so fort. Ibn bedeutet soviel wie Sohn von. Nach seiner Auslegung hat er vier Frauen für Omar, vier für Achmad, vier für Dawuhd. So gesehen könnte er mehr als zwanzig Frauen in seinen Harem sperren. Und vielleicht noch vier für
    
    Emir
    
    ."
    
    „Aber wie kann er sie denn heiraten? Was sagt da der Priester? Der kann doch wohl noch bis vier zählen, oder?"
    
    Auch dieser Einwand erheiterte Bertram sehr. „Das Heiraten ist hier keine Sache von Priestern. Priester in unserem Sinne gibt es keine, auch keine Gottesdienste. Es wird nur gemeinsam gebetet, mindestens fünfmal am Tag. Dabei gibt es einen Vorbeter, der auch Ansprachen hält. ...
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