1. Ponyhof 03


    Datum: 28.06.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Rücken laufen, aber es kam nur ein wütendes Schnauben heraus. Sie konnte einfach nicht mehr reden. Wie war das nur möglich? Sie hatte immer noch ihr Gesicht und ihre Lippen, aber ihre Stimmbänder gehorchten ihr nicht mehr. Sie geriet wieder in Panik. Würde sie jemals wieder sprechen können?
    
    Sie konnte nicht glauben, was sie über die Trense hörte. Das konnte er doch nicht wirklich meinen, oder? Aber er klang so sachlich, dass sie anfing es zu glauben, als er sie anschirrte. Sie spürte, wie sein Gewicht einen merkbaren Zug aufwärts auf ihr Ledergeschirr an den Hüften ausübte.
    
    „Hü!", er ließ die Peitsche knallen und bewegte die Zügel aufmunternd. Sie zögerte einen Moment, aber dann setzte sie einen Fuß vor den anderen und ging langsam los. Es war ein merkwürdiges Gefühl, denn sie hatten gar keine menschlichen Füße, sondern richtige Hufe wie ein Pony. Das klackernde Geräusch auf den Pflastersteinen, mit denen der Hof belegt war, irritierte sie nicht wenig. Es war ein genauso ungewohntes Gefühl, wie der Zug auf ihren Körper, der durch das Ledergeschirr ausgeübt wurde. Es fühlte sich wie in einem Traum an -- nur wachte sie nicht daraus auf.
    
    Der Weg führt aus dem Anwesen heraus zuerst auf einen schmalen Feldweg mit zerbrochenen Ziegelsteinen als Befestigung und dann auf einen wunderbar elastischen, breiten Waldweg. Bis dahin hatte er sie langsam gehen lassen. Nun ließ er die Peitsche knallen: „Gischt, los schneller!"
    
    Etwas widerwillig beschleunigte sie ihre Schritte ...
    ... zu einem flotten Gehtempo. Das reichte ihm nicht. Er ließ die Peitsche erneut knallen:
    
    „Hü, Gischt, los -- lauf zu!"
    
    Als sie nicht sofort reagierte, hörte sie nicht nur die Peitsche noch einmal, sondern diesmal spürte sie sie auch. Eine brennende Linie machte sich auf ihrem Hinterteil deutlich bemerkbar. Sie atmete scharf ein und fing an zu laufen. Für die ersten Momente war es wie ein Laufen gegen den Wind. Die Masse von Sulky und von Doktor Hippo zu beschleunigen, war eine richtige Arbeit. Dann hatte sie aber das richtige, konstante Tempo eines langsamen Laufes.
    
    „Braves Pony. So machst Du es richtig, Gischt. Das Tempo ist gut zum Warmwerden."
    
    Sie merkte, wie sie anfing schneller zu atmen. Es war erstaunlich, wie gut sie Luft bekam und wie ihre Beinmuskeln überhaupt noch keine Ermüdungserscheinungen zeigten. Das Laufen mit dem Gewicht des Trabers hinter ihr war nicht mehr so anstrengend, wenn sie einmal in Bewegung war. Versuchsweise reduzierte sie ihr Tempo eine Kleinigkeit. Sofort merkte sie das Beharrungsvermögen des Sulkys mit ihm drinnen, dass sie weiter zu schieben schien. Sie behielt die Geschwindigkeit bei.
    
    „So, Pony -- jetzt ist es Zeit für einen kleinen Zwischenspurt. Schneller, hüh -- oder ich mach' Dir Beine!"
    
    Sie lief etwas schneller und es war wieder mühsam, die Geschwindigkeit zu erhöhen. Sie hörte aber sofort seine Stimme und den Knall der Peitsche:
    
    „Hüh, Pony -- schneller! Ein Spurt mit aller Kraft - kein faules Traben!"
    
    Im nächsten ...
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