1. Wenn die Nachtigall erwacht 03


    Datum: 10.05.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Originaltitel:
    
    ride the sky
    
    Von Ranken am Boden fixiert und umringt von dunklen Kreaturen, die nach ihrem Körper gierten, fühlte die Blaue Königin ihre Kräfte schwinden. Dieser dunkle Wald war nicht so wie sie diese Welt kannte.
    
    »V'nyx! Unterwerfe mich nicht unüberlegt. Ohne mich bist auch du verloren«, rief die Königin.
    
    Mit verschwommenem Blick sah sie einen orangefarbenen Schnabel, der nach den dunklen Kreaturen pickte. Der Vogel stieß grelle Schreie aus, die in den Ohren der Königin schmerzten. Für die unheimlichen Wesen waren die Geräusche unerträglich, sie ließen von der Königin ab und versteckten sich in den Schatten, aus denen sie hervorgekommen waren. Der Vogel ähnelte einem Strauß: Seine langen Beine und der Hals glänzten schwarz. Die Stummelflügel und der Rumpf waren mit glänzenden schwarzen Federn bedeckt, in denen orangefarbene Punkte wie Edelsteine glitzerten. Aus den Augenwinkeln glaubte die Königin, auch kobaltblaue Farbkleckse zu erkennen. Sie streifte die erschlafften Ranken von ihrem Körper und stemmte sich auf die Knie. Der Laufvogel ging einige Schritte zurück und schaute sie mitleidig an.
    
    ‚Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich in diese Situation gebracht habe?', hörte die Königin in ihrem Kopf, es war die Stimme von V'nyx dem IV. Die Blaue Königin erhob sich vor dem Vogel und strecke den Arm nach oben, um seinen Schnabel zu erreichen. Sie streichelte ungläubig über das Wesen. Abgesehen von ihr, war der Vogel das Einzige, was sie ...
    ... halbwegs mit ihren Erinnerungen an diese Welt vereinen konnte. Der düstere Wald mit den toten Bäumen, und die Wesen, die darin zu leben schienen, waren ihr gänzlich fremd.
    
    ‚Steig auf, ich bringe dich an einen schöneren Ort', sagte der Vogel und sank vor ihr auf die Knie. die Königin näherte sich unsicher. Dann hob sie ein Bein und setzte sich auf seinen Rücken, direkt hinter den langen Hals. Der Rücken war angenehm weich und bequem, er bot auch ohne Sattel festen Halt -- wie für eine Reiterin gemacht. Sie schwankte, als sich der Vogel erhob und die ersten Schritte machte. Jeder Schritt, mit dem er auf dem Boden aufkam, setzte sich als kleine Erschütterung in ihrem Körper fort. Sie fühlte diese Stöße intensiv zwischen den Beinen und lächelte. Nichts in dieser Welt war ohne Sinn, und meistens war dieser Sinn mit sinnlichen Erfahrungen verbunden.
    
    Obwohl ihr die Umgebung unwirtlich und zu dunkel vorkam, fand sie Gefallen an dem Ritt auf diesem seltsamen Vogel, während er, unbehelligt von den lauernden Gefahren, aus dem Dickicht lief. Ihr schwirrten tausend Fragen durch den Kopf, aber sie verstummte vor dem Anblick, der sich ihr bot, als der Vogel den Wald verließ. Sie blickte von einer Anhöhe aus in ein sanft geschwungenes Tal hinab und erkannte die Welt.
    
    ‚Halte dich fest!', sagte der Vogel.
    
    »Du bist V'nyx, stimmt`s?«
    
    Der Vogel drehte seinen Kopf und blickte sie skeptisch an: ‚Unglaublich, dass du eine Königin bist, du weißt überhaupt nichts.'
    
    »Dann bring mir doch ...
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