1. Ladendiebstahl (4)


    Datum: 27.12.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Ich stehe vor der Wohnungstür von Frau Petrow. Gleich wird sie mir die Tür öffnen und dann werde ich überprüfen, ob sie die korrekte Kleidung gekauft hat. Ich bin auch schon mal gespannt, in welcher Kleidung sie mich empfangen wird. Wird sie mich in ihrer privater Kleidung empfangen oder in der Kleidung, die ich mir gewünscht habe? Ich klingel also und warte darauf, dass mir die Tür geöffnet wird.
    
    Es dauert nicht lange, da öffnet sich die Tür. Aber es ist nicht Frau Petrow, sondern ihre Tochter Tanja. Da sie ja noch Hausarrest hat, musste sie ja hier sein. Ich trat ein und wir gingen in das Wohnzimmer. Tanja erklärte mir, dass ihre Mutter gerade kurz einkaufen ist, aber gleich wieder da sein müsse. Dann bat sie mir etwas zu trinken an. Ich ließ mir ein Glas Wasser geben. Um die Zeit zu überbrücken fangen wir einen Smalltalk an. Ich fragte sie nach ihrer Schule, ihren Lieblingsliedern. Ihren versuchten Ladendiebstahl sparen wir aus. Sie scheint dankbar zu sein, dass ich dieses Thema nicht anschneide und bei Allerweltsthemen bleibe. Die Stimmung lockert sich auf und wir plaudern ganz unbeschwert. In lockerem Ton aber natürlich mit einem Hintergedanken fragte ich Tanja dann, ob ich sie überhaupt duzen dürfe oder ob ich sie eigentlich schon siezen müsste. Voller Stolz sagte sie, dass sie in zwei Wochen sechzehn werden wird. Aber ich solle sie weiter duzen und sie würde sich bestimmt alt fühlen, wenn auf einmal alle anfangen würden sie zu siezen. Jetzt hatte ich die ...
    ... Information, die ich haben wollte und konfrontierte sie mit meinem Wissen und meiner Erwartung mit den Worten
    
    Dann wirst Du ja in zwei Wochen dabei helfen, Deine Schuld abzuarbeiten und damit Deine Mutter unterstützen.
    
    Meine Worte trafen Tanja wie ein Messerstich. Jetzt ist dieses unangenehme Thema doch auf einmal angesprochen und dann auf der einen Seite so deutlich aber auch wieder so unklar. Denn sie weiß ja nicht, wie sie ihre Schuld abarbeiten soll. Ich sehe die Panik in ihren Augen. Ihr Atem stockt und die Augen werden ganz feucht, so als ob sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Sie hält sich die Hände vor das Gesicht um so der Realität zu entfliehen. Nach diesem kurzen aber effektiven Dolchstoß will ich sie aber wieder beruhigen. Ich erkläre ihr, dass sie sich keine Gedanken machen müsse. Mit sechzehn könne sie ja schließlich kaum etwas machen. Damit die Stimmung nicht gänzlich kippt frage ich sie nach ihrem Geburtstag und ihrer Geburtstagsfeier aus. Denn dieser Geburtstag ist ja schließlich schon etwas Besonders. Offensichtlich wird sie aber wohl ihren Geburtstag aus finanziellen Gründen nicht groß feiern können. Ich beschließe für mich, daran etwas zu ändern, aber das verrate ich ihr noch nicht. Es wird eine Überraschung sein.
    
    Nun höre ich, wie sich die Wohnungstür öffnet. Frau Petrow ist offenbar vom Einkaufen zurück. Tanja ruft ihre Mutter, die dann nach kurzer ins Wohnzimmer kommt und ihre Tochter darum bittet, den Einkauf wegzuräumen. Ich lasse Tanja gehen, bitte ...
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