1. City-Night-Liner 473


    Datum: 04.12.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    23.33 Uhr. Mit einem grässlichen Quietschen fährt der Zug auf Gleis 5 ein und kommt erst zum Stehen, als der letzte Wagen genau auf meiner Höhe ist.
    
    „Hier Neumünster, hier Neumünster, sie haben Anschluss an.....“
    
    Ich achte nicht weiter auf die quäkende Stimme aus dem Lautsprecher. Ich möchte nur so schnell wie möglich in den Zug einsteigen. Ich werfe noch einmal einen Blick auf meinen Fahrschein mit der Platzreservierung. Das passt, ich stehe tatsächlich vor meinem Wagon. Ich zerre den unförmigen Koffer hinter mir her durch die enge Tür des Liegewagens. Dort empfängt mich auch gleich der Schaffner, nein Zugbegleiter heißt das ja heute. Ich halte ihm mein Ticket unter die Nase. Er fordert mich auf ihm zu folgen. In der Mitte des Wagens öffnet er mir eine Tür und lässt mich eintreten. Das ist also das Abteil, in dem ich die Nacht verbringen werde. Hoffentlich kann ich auch schlafen. Ich hatte mir deshalb extra einen Platz im Liegewagen gebucht.
    
    Angenehm überrascht registriere ich, dass ich das ganze Abteil für mich habe.
    
    Der Schaffner verabschiedet sich und verspricht mir, mich kurz vor Frankfurt zu wecken.
    
    Ich schaue mich um und muss eine schwierige Entscheidung treffen. Welche Liege soll ich nehmen. Der freundliche Schaffer hatte mir die Wahl freigestellt. Ich entscheide mich für die untere Liege in Fahrtrichtung vorn. Klettern war noch nie meine Stärke. Warum sollte ich also gerade heute Nacht damit anfangen und ganz nach oben steigen?
    
    Außerdem habe ich ...
    ... Angst, dass ich aus der schmalen Koje fallen könnte.
    
    Ich öffne meinen Koffer, den ich auf das gegenüberliegende Bett gelegt hatte. Ich suche mein Nachthemd. Zuhause ziehe ich es vor nackt zu schlafen. Doch hier im Zug musste ich damit rechnen, dass ich das Abteil mit anderen Fahrgästen teilen muss. Womöglich sogar mit einem Mann. Da kann ich unmöglich nackt schlafen. Aus diesem Grund hatte ich mir das Nachthemd eingepackt, das ich mir vor zwei Jahren wegen eines Krankenhausaufenthalts besorgt hatte. Ein erotisches High Light ist das Ding sicherlich nicht. Aber ich will damit ja auch keinen Mann verführen. Für eine Nacht im Zug ist der Fetzen gut genug.
    
    Ich vergewissere mich, dass die Vorhänge zum Gang geschlossen sind. Dann ziehe ich mich aus. Rock, Bluse, BH und Slip. Ich lege alles sorgfältig zusammen und schlüpfe in das Nachthemd. Dann sehe ich die Piccoloflasche in meinem Koffer.
    
    Oh ja, jetzt noch ein Schlückchen Sekt, so als Absacker.
    
    Nach so einem erfolgreichen, anstrengenden Tag habe ich mir das eigentlich verdient. Ich krame noch einen Becher aus meinem Koffer und schenke mir ein. Nach einem ersten Schluck stelle ich die Flasche und den Becher auf die Ablage am Fenster.
    
    Ich beschließe, zunächst noch in den Waschraum am Ende des Wagons zu gehen um mich bettfertig zu machen.
    
    Nachdem ich mich abgeschminkt und einer Katzenwäsche unterzogen habe, kehre ich in meine Abteil zurück.
    
    Ich wende mich meinem Schlummertrunk zu. Irgendwie schmeckt mir das Zeug ...
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