1. Wenn die Nachtigall erwacht 10


    Datum: 16.10.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... über ihren flachen Bauch. Miriam atmete erregt aus.
    
    »Wie können dich diese zahllosen Herzen kalt lassen?«, wisperte T'rion der II. sanft und wartete nicht auf die Antwort.
    
    Der samtene Strang glitt wie ein Geigenbogen zwischen ihren Beinen hindurch und erzeugte auf ihren Schamlippen eine vibrierende Erregung. Er ließ ihre königliche Stimme in weichem Sopran erklingen.
    
    »Sing für uns!«, sagte T'rion der II. und entlockte Miriams Stimmbändern Töne, die sie selbst nicht kannte, die sie wie eine unbeteiligte Zuhörerin erst erfasste, wenn sie in ihr Ohr drangen. Ihre Mundwinkel kräuselten sich begeistert. Entrückt und doch auf das absolute Jetzt zentriert, gab sich Miriam der begnadeten Samthand hin, die ihr zeigte, zu was sie fähig war.
    
    »Sing für uns, die wir ohne Hoffnung sind«, sagte T'rion der II.
    
    Der samtene Glanz des Tentakels schimmerte feucht, dort wo er durch Miriams Lustlippen fuhr. In einer geschmeidig gleitenden Bewegung drang er in die Königin ein und ließ sie für einen Moment vor Ergriffenheit verstummen.
    
    »Sing für uns, und zeige uns nur einen Sonnenstrahl in dieser dunklen Welt«, rief T'rion der II.
    
    Seine Stimme hallte wie Donnergrollen durch den Wald.
    
    Er hob die Königin hoch in die Luft, damit sie die Masse der Zuhörer überblicken konnte und sie entfaltete ihr volles Stimmvolumen in einer Arie, die der Moment schrieb. Ihre Emotionen spiegelten sich in den zahllosen Gesichtern, die zu ihr aufblicken. Für einen Moment konnte sie in die Herzen ...
    ... der Menschen blicken, deren Schatten sich um sie versammelt hatten.
    
    Die Königin schwebte wie ein schwarzer Engel auf dem starken Samttentakel von T'rion dem II.
    
    Mit leicht angewinkelten Beinen und wohlwollend geöffneten Armen schwelgte sie in der Arie des Augenblicks, neigte den Kopf zur Seite und erleuchtete ihr Publikum und die Welt um sich herum. Sie ließ die Melodie langsam ausklingen und T'rion der II. setzte sie wieder auf dem Boden ab. Er zog seine schwarze Samthand geschmeidig aus ihrer Lustspalte und streichelte mit der nassen Spitze über ihren Rücken.
    
    Zu ihren Füßen kniete ein fremdes Volk in Reih und Glied mit gesenkten Köpfen. Miriams Augenwinkel schimmerten feucht, und als sie die königsblauen Lider senkte, rannen Tränen über ihre Wangen. Fast stimmlos formten ihre Lippen die Frage: »Wer seid ihr?«
    
    Sie bekam keine Antwort. Miriam sprach ihren Gedanken aus: »Das ist nicht mein Land. Mein Land liegt jenseits des dunklen Walds.«
    
    Beherzt griff sie der dunklen Kreatur, die ihr am nächsten war, unter die Arme und zog sie auf die Füße, dann befahl sie V'nyx dem IV.: »Trage ihn zum Licht!«
    
    Der Laufvogel kam zu ihr und ließ sich das fremde Wesen auf den Rücken legen. Gemeinsam mit seiner Königin lief er zum Waldrand und überwand das stachelige Unterholz - diese Grenze, welche die dunklen Kreaturen nicht alleine zu überwinden vermochten. Nach wenigen Schritten im Schein des goldenen Lichtes blieben sie stehen. Miriam half der dunklen Kreatur beim Absteigen ...
«1234...15»