1. Wenn die Nachtigall erwacht 10


    Datum: 16.10.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... dann wieder zu V'nyx dem IV., der zwar eindeutig kleiner war, aber deutlich mehr zu erzählen hatte, als T'rion der II.
    
    Eine der Gestalten wagte sich bis auf Armeslänge an Miriam heran. Die Blaue Königin klopfte mit der flachen Hand auf den Boden und deutete der ratlos neben ihr stehenden Gestalt an, sich zu ihr zu setzen. Die Gestalt nahm eine Armlänge entfernt neben Miriam Platz und schaute die Königin mit ängstlicher Bewunderung an. Miriam erwiderte den Blick und fragte: »Was nimmst du von diesem Traum mit in die Realität?«
    
    »Vage Erinnerungen«, antwortete das dunkle Wesen.
    
    »Wie heißt du?«
    
    »Gib du mir einen Namen in dieser Welt und ich werde auf ihn hören«, sagte die dunkle Gestalt, deren Gesicht immer im Schatten lag.
    
    »Kennst du die anderen, die hier sind?«, fragte Miriam.
    
    »Vielleicht, wir nehmen uns gegenseitig nur wie vage Schatten war.«
    
    Miriam schaute sich um und sah, soweit sie in der Dunkelheit sehen konnte, Gestalten in Reih und Glied hinter sich auf dem Boden sitzen. Eine unüberschaubare Zahl von Augenpaaren war auf sie gerichtet und wartete auf ein Zeichen.
    
    ‚Vielleicht war es doch nicht so gut, wieder hierher zu kommen', dachte Miriam und wurde sich der sehnsüchtigen Erwartungen bewusst, die sie mit ihrer Anwesenheit anstacheln, aber nicht stillen konnte.
    
    *
    
    »Es war gut, dass du gekommen bist, und ich danke dir, dass du V'nyx mitgebracht hast«, sagte T'rion der II. mit seiner durchdringend rauen Stimme. Seine geöffnete Blüte zeigte auf ...
    ... Miriam, als seine Unterhaltung mit V'nyx zu Ende war.
    
    »Warum könnt ihr euch nur austauschen, wenn ich dabei bin. Cerebrate sollten doch permanent in Kontakt zueinander stehen?«, fragte Miriam.
    
    »Meine Fähigkeiten, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, werden von Ellen Keens stark eingeschränkt«, antwortete T'rion der II.
    
    Miriam erhob sich und hörte die synchronen Bewegungen von zahlreichen Körpern, die sich ebenfalls aufrichteten und schweigend hinter ihr standen. Das hundert- oder vielleicht sogar tausendfache Auftreten von Füßen, klang wie eine Armee, die sich im Gleichschritt in Bewegung setzte. Sie schaute verlegen über ihre Schulter, schlug die Augen nieder und versuchte, die Gestalten zu ignorieren.
    
    T'rion der II. umschmeichelte Miriam mit dem samtenen Tentakel. Eine Berührung, die kaum mehr war als ein Windhauch, huschte über Miriams Rücken, hinterließ ein quälend sanftes Kribbeln und entlockte ihr ein erregtes Seufzen.
    
    »Siehst Du denn nicht, dass sie auf dich warten?«, sagte T'rion der II. und drückte mit der Spitze des Samttentakels gegen ihr Kinn, sodass sie den Kopf drehen und über die Schulter sehen musste. Miriam schwieg aus Furcht vor der Antwort. T'rion der II. schien die drückende Frage zu erahnen und sprach: »Ich habe ihnen das nicht angetan und die Welt, die ich ihnen bieten kann, ist dunkel, kalt und ohne die Liebe einer Königin. Ich bin ein schlechter Verwalter dieses Landes.«
    
    Er streichelte mit den schwarzen Samthärchen des Tentakels ...
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