1. Junge Liebe Teil 11


    Datum: 26.11.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... Hass.
    
    Als sie im warmen Wasser der Badewanne fühlte, wie sie immer schwächer und müder wurde, stellte sich Frieden in ihrem Inneren ein. All die Besessenheiten, die sie immer angetrieben hatten, verblassten. Alle Menschen verblassten. Alles verblasste.
    
    Mit Ausnahme von Peter. Und Nadia.
    
    Als sie im Sterben lag, hatte sie gewusst, dass die beiden ohne sie glücklich werden konnten. Und das hatte sich... gut angefühlt.
    
    Seit so vielen Jahren brachte sie nur Unglück über ihren Cousin. Und auch gegenüber Nadia hatte sie sich oftmals ganz und gar nicht fair verhalten. Und nun hatten diese beiden wichtigsten - einzigen - Personen in ihrem Leben eine Chance darauf, glücklich zu werden. Nur sie stand ihnen noch im Weg.
    
    Ja. Es war richtig gewesen. Aber... es hatte nicht funktioniert.
    
    Tanja war nicht wütend auf ihre Oma. Ihr tat die alte Frau sogar ein klein wenig leid.
    
    Völlig außer sich war sie gewesen, wenn sie ihre Enkelin besucht hatte. Eindringlich und nachdrücklich hatte sie gefordert, dann gebeten und schließlich gefleht.
    
    Aber Tanja konnte nicht mit ihr reden. Die Zeit zum Reden war vorbei.
    
    Sie wusste genau, dass Peter sie nicht besuchen würde. Nadia würde das verhindern. Sie würde in dem Selbstmordversuch einen verzweifelten Racheakt vermuten und ihn davon abhalten. Und das war gut so.
    
    Aber außer Peter gab es niemanden, mit dem sie reden wollte. Nicht einmal Nadia, auch wenn die sicherlich ebenfalls eine... Entschuldigung verdient ...
    ... hatte.
    
    Schon am Tag nach ihrer Einlieferung hatte Tanja sich entschieden, ihre Entlassung abzuwarten.
    
    Dann würde sie einen Brief schreiben. Für Nadia und Peter. Und danach würde sie sich an einen Ort begeben, an dem niemand sie finden würde, bis es zu spät war.
    
    Diesmal würde sie es richtig machen.
    
    An dem Gefühl des Friedens, das die erfüllte, wenn sie an diese nahe Zukunft dachte, hielt der Rotschopf fest. Nichts anderes durfte in ihre Gedanken dringen, denn sonst würde sie zusammenbrechen.
    
     Sie hatte sich wie der letzte Mensch verhalten. Und die Last dieser Schuld lauerte irgendwo im Hintergrund auf eine Chance, sie zu zerquetschen. Also klammerte sie sich an ihren Plan und blendete alles andere aus.
    
    Bis...
    
    „Die Ärzte sagen, dass du katatonisch bist", sagte Peter ruhig.
    
    Tanja schluckte. War das ein Traum?
    
    „Sie sagen, du reagierst kaum auf irgendetwas. Vielleicht nimmst du nicht einmal deine Umgebung wahr", murmelte er wie zu sich selbst. Und dann wieder lauter: „Ist das so, Tanja? Nimmst du mich wahr?"
    
    Gegen ihren Willen schluckte sie hart und Tränen traten in ihre Augenwinkel.
    
    Sie versuchte, es zu verhindern, aber sie fühlte, wie ihr Kinn anfing zu zittern und wie sich ihr Kopf leicht bewegte.
    
    „Also hörst du mich doch", stellte ihr Cousin fest. „Dann habe ich eine Frage an dich."
    
    Sie stählte sich. Oder versuchte es zumindest.
    
    Er würde nach dem Grund für ihren Selbstmordversuch fragen. Oder nach ihrem Hass auf ihn. Und sie würde ihm nicht ...
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