Jacks Weihnachten
Datum: 17.11.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
Eine kurze Geschichte zu Weihnachten. Sie ist etwas seltsam geraten und passt auch nur so halb hierher, aber vielleicht gefällt sie euch ja dennoch.
Jacks Weihnachten
Jack konnte es kaum glauben. Er hatte es geschafft. Mit zitternden Händen hielt er die Flasche Branntwein gegen das Licht einer Laterne und betrachtet die braune, Glück und Wärme verheißende Flüssigkeit, die er gerade in dem kleinen heruntergekommenen Supermarkt gestohlen hatte. Er steckte die Flasche vorsichtig in die Tasche seines schmutzigen Mantels und schob sich durch eine Lücke im Zaun. Dahinter, im Dunkel unter einer Eisenbahnbrücke lagen ein paar Planen und ein Schlafsack, sein momentaner Unterschlupf.
Jack ließ sich auf seinem Lager nieder, griff mit fahrigen Händen nach der Flasche, als der Strahl einer Taschenlampe auf sein Gesicht fiel und eine tiefe Stimme ihn fragte: „He, bist du Jack?“. Jack verlor sofort die Hoffnung auf einen beseelt im Alkoholrausch verbrachten Weihnachtsabend. Die Jahre auf der Straße hatten ihn gelehrt, dass jemand, der ihn mit seinem Namen ansprach nie Gutes bedeutete und er war nicht in der Verfassung, sich und die Flasche zu verteidigen. Aus dem Dunkel tauchte ein großer kräftiger Mann in Trenchcoat auf, ohne Zögern packte er Jack am Kragen seines Anoraks und zerrte ihn zurück auf die Straße.
Dort wartet ein großes, teuer aussehendes Auto mit getönten Scheiben und offener Tür. „Einsteigen“ befahl der große Mann und schob Jack auf die Rückbank und sich neben ...
... ihn. Der Wagen setzte sich sofort in Bewegung und glitt lautlos durch die menschenleeren Straßen des heruntergekommenen Stadtviertels.
Schließlich hielt der Wagen vor einem einzelnen Haus. Das Haus wirkte dunkel, aber nicht verlassen. Eher, als wäre der Eigentümer vereist. Jemand hatte sich um den Garten gekümmert. Dunkle Vorhänge an den Fenstern verhinderten jeden Blick ins Innere.
Der große Mann schob Jack aus dem Wagen. Er griff ihn am Kragen und führte ihn, ohne groß auf Jacks klägliche Gegenwähr zu achten, zur Haustür. Dann schob er ihn weiter einen dunklen langen Flur entlang in ein Zimmer.
Als Jack das Zimmer betrat, glaubte er sich in einem Traum. Er befand sich in einem luxuriös ausgestatteten Badezimmer. Verdeckte Lampen erhellten den Raum nur ein wenig. „Ausziehen“ knurrte der Mann und fing ohne weiteres an, Jack die zerlumpte, dreckige Kleidung vom Körper zu ziehen. Kurz darauf stand Jack komplett nackt und zittern vor ihm. „Da rein“ befahl der Mann und zeigt auf die bereits mit Wasser gefüllte Badewanne in der Mitte des Raumes. Das Wasser war warm und roch nach seltenen Blumen. Jack konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal warm gebadet hatte. Das Gefühl der Wärme auf der Haut überwältigt ihn fast. Als Jack sich umdrehte, war er allein. Der große Mann hatte das Bad genauso lautlos verlassen, wie er vorher an seiner Schlafstatt aufgetaucht war.
Wenige Minuten später öffnete sich die Tür wieder. Eine Frau kam herein. Mit langen, offenen braunem ...