1. Nettis Haus


    Datum: 17.10.2018, Kategorien: Promis,

    ... für die Nacht fand. Erschöpft scharrte sie etwas Laub und Erde zusammen und wickelte sich
    
    und das schlafende Bündel in ihren Armen in den Mantel. Kurz darauf fiel sie in einen leichten,
    
    unruhigen Schlaf.
    
    Schon beim Morgengrauen schreckte sie wieder auf. Sie spürte jeden einzelnen ihrer Muskeln.
    
    Langsam richtete sie sich auf, bemerkte dabei das Kind neben sich, während die Erinnerung an
    
    ihre gestrige Tat mit voller Wucht über sie hereinbrach. Sie brauchte aber nicht lange, um auch
    
    die Notwendigkeit derselben zu realisieren. Hätte sie es nicht getan, wäre es nur eine Frage
    
    der Zeit gewesen, bis sie das kleine Mädchen geholt hätten.
    
    Mit leisem Stöhnen kam sie vollends auf die Füße. So gut es ging, verwischte sie die Spuren
    
    ihres nächtlichen Lagers und machte sich erneut auf den Weg. Im Vorbeigehen leckte sie den Tau
    
    von den Zweigen und benetzte auch die Lippen des Kindes damit. Wieder sah es sie mit seinen
    
    großen, braun- goldenen Augen an, als verstehe es ganz genau, in welcher Gefahr es schwebte.
    
    Eine Welle zärtlicher Fürsorge überflutete sie. Mit großter Klarheit spürte sie: es war das einzig
    
    Richtige gewesen, dieses Kind vor seinem grausamen Schicksal zu retten, ganz gleich, ob sie nun
    
    aus der Gesellschaft ausgestoßen würde.....In einer solchen Gesellschaft wollte sie ohnehin nicht
    
    mehr leben, sie hatte überhaupt keine Wahl gehabt!
    
    Sie ging zielstrebig, obwohl sie nicht wusste, wohin, getrieben von einer unsichtbaren ...
    ... Kraft.
    
    Als sie die Lichtung erreichte, die sie schon aus einiger Entfernung gesehen hatte, spürte sie Erleichterung.
    
    Jedoch stieg mit dem Gefühl, endlich in Sicherheit zu sein, gleichzeitig Unbehagen
    
    in ihr hoch, eine innere Unruhe, kaum wahrnehmbar, doch konnte sie sie nicht verdrängen.
    
    Die Gestalt, die im vor dem Haus liegenden Garten gearbeitet hatte, richtete sich auf und
    
    blickte ihr entgegen. Als sie näher kam, erkannte sie eine ältere Frau in einem wollenen braunen
    
    Hauskleid. Ein blaues Kopftuch bedeckte ihr Haar. Einzelne graumelierte Strähnen hatten sich
    
    darunter gelöst. Ihr Gesicht machte einen von der Arbeit erhitzten Eindruck.
    
    "Da bist du ja endlich!" sagte sie und lächelte der jungen Frau zu. Fragend und leicht irritiert erwiderte diese
    
    den Blick. "Ich habe dich erwartet. Wie du vielleicht gespürt hast, habe ich dich hergeleitet.
    
    Aber lass uns erst einmal essen, Du bist sicher hungrig. Danach können wir in Ruhe über alles reden."
    
    Mit einer Geste, die keinen Widerspruch duldete, winkte sie der Jüngeren, hinter ihr
    
    in das Haus einzutreten. Die Frau drückte das schlafende Bündel wieder fest an ihre Brust.
    
    Beinahe kam sie sich vor wie eine Verräterin, als sie sich noch einmal mißtrauisch umsah.
    
    Zu Tode erschöpft, wie sie war, nahm sie das Gärtchen nur flüchtig wahr, hier schien keine unmittelbare
    
    Gefahr zu lauern. Die Alte hatte vor einem Kohlbeet gekniet, daneben gediehen Möhren, Erbsen, Bohnen,
    
    Spargel, Kartoffeln, ...
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