1. Anita und wir Episode 09.1


    Datum: 12.10.2018, Kategorien: Erstes Mal

    ... würdest."
    
    "Wie ..."
    
    "Hast du schon mal was von Handys gehört? Tobias hat mich vor zwei Stunden angerufen, und Janina vor einer halben. Hast uns ja schnell gefunden."
    
    "Natürliche Begabung", sagte ich. "Das heißt, ich muss meinen ganzen Roman nicht noch einmal erzählen?"
    
    Sie lachte auf. "Komm mit nach hinten. Willst du ein—"
    
    Ich stöhnte auf.
    
    "—Wasser?"
    
    "Gott, ich könnte mich an euch Leute gewöhnen. Ihr seid echt nett. Wenn nur die Sprache nicht wäre."
    
    Sie drückte mir eine Halbliterflasche in die Hand und setzte sich mir gegenüber an den Esstisch.
    
    "Also", sagte sie. "Ich weiß nicht, ob Johanna mit Hotelgästen schläft, aber ich habe da so meine Vermutungen."
    
    Ich nickte. "Ich habe schon erfahren, dass, wenn sie es tut, sie es penibel geheim hält. Im Hotel laufen doch immer eine Menge Leute herum."
    
    Sie lächelte wissend. "Nicht im zweiten Stock. Du hast doch sicher Zimmer zwölf, oder?"
    
     "Richtig", bestätigte ich verwundert.
    
    "Es gibt Überwachungskameras und Bewegungsmelder im Gästehaus und im Flur im ersten Stock. Aber der Flur im zweiten ist 'Privat'. Da sind die Familienzimmer von Johanna und ihren Geschwistern. Und Zimmer zwölf."
    
    "Johanna hat Geschwister?"
    
    "Einen Bruder und zwei Schwestern. Sie ist aber die einzige, die nicht mit achtzehn sofort von zu Hause abgehauen ist. Herr Aumann hat eine schwere Hand, wenn du verstehst, was ich meine."
    
    "Er schlägt seine Kinder?"
    
    "Es gab mal eine Zeit", sagte sie langsam, "da war so etwas ...
    ... total normal. Mein Opa hat meinen Papa schon gelegentlich mal übers Knie gelegt. Damals galt das noch lange nicht als Kindesmisshandlung. Aumann ist gläubiger Katholik und führt seine Familie mit starker und gerechter Hand.
    
    Versteh mich nicht falsch. Er misshandelt niemanden willkürlich. Er bestraft schwere Vergehen mit abgezählten Stockschlägen."
    
    Ich holte Luft. Wenn man bedachte, wie viele Menschen sich beim Sex freiwillig schlagen ließen — Dorothea hatte nicht nur Statistiken, sondern auch selbst einschlägige Erfahrungen — mochte man gewillt sein, über den Sinn und Unsinn von körperlicher Bestrafung nachzudenken. Doch Kinder ... Kinder hatten keine Wahl. Und wenn drei von vier Kindern einer Familie so schnell verschwanden, wie sie konnten, lag etwas im Argen.
    
    "Worüber denkst du nach?", riss sie mich aus meiner Versenkung.
    
    "Prügelstrafe bei Erwachsenen", meinte ich. "Manche haben es vielleicht verdient."
    
    Sie lachte auf. "Auf jeden Fall ist sie die Einzige, die in diesem Flur ständig lebt, in dem es keine Kamera gibt."
    
    Ich grinste. "Im Zimmer zwölf neuerdings doch."
    
    Ihre Augen wurden groß. "Du willst sie auf frischer Tat ertappen und filmen?"
    
    "Soko Annabrunn", gab ich zurück. "Das Geheimnis der Hotelerbin." Doch sie reagierte nicht auf den Witz.
    
    "Wenn", sagte sie nachdenklich, "du sie wirklich erwischst, könnte ich dafür sorgen, dass sie es nicht unter den Teppich kehren kann."
    
    "Du magst sie nicht sehr."
    
    Susanne zuckte die Schultern. Ihr Gesicht ...
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