Transsib (6-7)
Datum: 05.10.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... verlassen. Dazu müsste ich bloß mein Höschen abstreifen, denn dieses bleibe hier. Dann verlässt sie den Wagen und ich bleibe allein zurück. Ich setze mich auf eine Kiste im hinteren Teil des Laderaums. Erstmals seit ist den Gepäckwagen aufgesucht habe bin ich allein. Ich habe im Moment weder die Kraft noch die Lust, über meine ungewohnte Situation nachzudenken.
(7) Der Zug hält und eine Seitentür öffnet sich. Zwei Arbeiter laden eine Kiste aus und zwei Kisten ein. Sie betrachten mich neugierig, behelligen mich aber nicht. Am Schluss fragt mich dann doch einer auf Russisch, woher ich stamme. Aus Deutschland. Dann druckst der Fragende herum und fragt schließlich, ob er einmal meine Brüste sehen dürfe. Ich bin völlig perplex, fasse mich aber rasch, ziehe für ungefähr zwanzig Sekunden das T-Shirt herauf und wende mich den beiden zu. Sie sind ja nicht die ersten Männer, die heute meine bare Oberweite zu Gesicht bekommen, aber die ersten und vermutlich auch einzigen, die lieb darum bitten. Die Arbeiter bedanken sich scheu, verlassen den Wagen und schließen die Seitentür. Ich bin wieder allein.
Die Korporalin taucht auf, setzt sich neben mich und beginnt an einem belegten Brot zu knappern. Dann bricht sie dieses in der Mitte entzwei und streckt mir eine Hälfte zu. Ich bedanke mich, denn ich habe tatsächlich leicht Hunger. Die Korporalin erzählt mir, sich sei dem Leutnant bereits auf dem Bahnsteig in Moskau aufgefallen und sei dann im Zug beobachtet worden. Sie hätten an ...
... meiner Offenheit und dem losen Mundwerk Freude gehabt. So seien sie, der Leutnant, die Korporalin und die Zugchefin zum Schluss gekommen, mit mir könne man es probieren. Der junge Soldat sei weniger erfreut gewesen, als sie ihn zum Mitmachen gedrängt hätten. Es sei dessen erster Einsatz auf einem Passagierzug. Dies sei so eine Art Willkommensgeschenk; auch tue dies ihm gut. Ich könne natürlich nach wie vor die Sache abbrechen, doch denke sie, dies wäre nun doch schade. Ich solle stark und insbesondere offen bleiben. Sie, die Korporalin, wisse aus eigenem Erleben, wo die Grenzen lägen. Sie sei nämlich vor rund einem Jahr, auf einer der ersten Fahrten nach ihrer Beförderung, ebenfalls an einem Abend nackt in einem solchen Gepäckwagen gestanden. Manche Bürger machten leider unangenehme Erfahrungen mit durch Uniformen und Dienstgraden geschützten Milizionären und Polizisten. Ich könne mir also vorstellen, welch Lust verschaffenden Eindruck eine diesem Schutz vollkommen entledigte, splitternackte Milizionärin in Unteroffiziersrang auf gewisse Zivilisten, aber auch auf Milizionäre in tieferem Rang ausübe. Dann verstummt die und verlässt den Wagen.
Gegen 20.00 Uhr treten nach und nach ein Dutzend Reisende, worunter auch vier Frauen, in den Gepäckwagen, stellen sich entlang den beiden Seitenwänden auf und mustern mich neugierig. Ich bin noch immer lediglich mit dem T-Shirt und den Höschen, welches an der dünnen Kette hängt, bekleidet und ahne, dass ich dies wohl nicht mehr lange sein ...