1. Die lebendige Statue


    Datum: 02.10.2018, Kategorien: Kunst,

    ... gelehneten Nacken,
    
    Gleich als hätt' er Gefühl, nachgiebige Flaumen zur Ruhstatt.
    
    (Ovid, Metamorphosen, 10. Buch, 259ff)
    
    Pygmalion ist entrückt von der Schönheit seiner Galathea. Er legt sie auf sein Bett und bedeckt ihren Leib mit Küssen, seine Lippen beginnen ihre intimsten Stellen zu erkunden. Er leckt hinter ihren kleinen Ohren, in ihren glatten Achselhöhlen, ihre Poritze, ihre Zehen.
    
    Galathea scheint dahinzuschmelzen. Wie Wachs ist sie in seinen Händen. Sie haucht ihm Küsse zu und vergeht vor Sehnsucht.
    
    Galathea beginnt für Pymalion zu sprechen und erkennt ihren Schöpfer als ihr Spiegelbild: Sie berührt sich und sagt „ich“, berührt eine andere Statue und sagt „nicht ich“. Daraufhin berührt sie Pygmalion und sagt: „Nochmals ich.“
    
    Neigte sich über das Bett und küßte sie. Wärme verspürt er.
    
    Wiederum nahte sein Mund; mit der Hand auch prüft er den Busen.
    
    ...
    
    Sinkt an den Fingern es ein, fügsam wie Wachs vom Hymettos,
    
    Das, von der Sonne erweicht, sich unter dem knetenden Daumen
    
    Schmiegt in manche Gestalt und brauchbar durch den Gebrauch wird.
    
    Während er staunt und zagend sich freut und Täuschung befürchtet,
    
    Naht er mit liebender Hand der Ersehneten wieder und wieder:
    
    Ja, es ist Leib. Aufbeben, geprüft mit dem Daumen, die Adern.
    
    (Ovid, Metamorphosen, 10. Buch, 281ff)
    
    Pygmalion wird immer heißer und geiler. Sein erregter Schwanz ist hart wie parischer Marmor. Nichts kann ihn mehr an der Vereinigung mit seiner Geliebten ...
    ... hindern.
    
    Da nun richtet beglückt an Venus der paphische Heros
    
    Worte des Danks volltönenden Mundes. Nun endlich vereint er
    
    Wirklichem Munde den Mund, und die Jungfrau fühlt mit Erröten,
    
    Wie er sie küßt, und, scheu aufschlagend zum Lichte die lichten
    
    Augen, erblickt sie zugleich mit dem Himmel des Liebenden Antlitz.
    
    Selber erscheint bei dem Bund, dazu sie verholfen, die Göttin.
    
    Als neun Male sodann sich die Hörner geschlossen zum Vollmond,
    
    Bracht' sie die Paphos zur Welt, von welcher der Insel der Name.
    
    (Ovid, Metamorphosen, 10. Buch, 290ff)
    
    Doch schon bald soll Pymalion seinen Wunsch an die Göttin bereuen.
    
    Franz von Suppé zeigt uns das Ende der großen Liebe in seiner komisch-mythologische Operette in einem Akt "Die schöne Galathée".
    
    Der junge, begnadete Bildhauer ist natürlich darauf angewiesen, daß er Käufer für die von ihm erschaffenen Kunstwerke findet, aber eines davon ist unverkäuflich: die Statue der Nymphe Galathea. In sie ist er nicht nur verliebt, sondern regelrecht vernarrt. Deshalb verbirgt er sie hinter einem Vorhang, damit sie keiner seiner Kunden zu Gesicht bekomme. Seinem Diener Ganymed befiehlt er, sie niemandem zu zeigen.
    
    Dem Kunstliebhaber Mydas ist zu Ohren gekommen, welch prächtiges Werk Pygmalion besitzen soll. Weil dieser gerade außer Haus ist, gibt er Ganymed ein reichliches Trinkgeld, damit er ihm die Statue zeige. Dies wirkt. Mydas ist begeistert. Sofort will er die Statue kaufen. Plötzlich kehrt Pygmalion zurück und bemerkt, ...